Samstag, 22. Oktober 2016

Professionalität

Predigt am 22. Sonntag nach Trinitatis, 23. Oktober 2016, über Philipper 1,3-11:

Jedes Mal, wenn ich an euch denke, danke ich Gott bei jedem meiner Gebete für jede und jeden von euch - und ich bete mit Freuden - für eure Gemeinschaft am Evangelium vom ersten Tag bis heute. Ich bin davon überzeugt, dass, der das gute Werk in euch begonnen hat, es auch zu Ende bringen wird bis zum Tag des Christus Jesus.
Da ist es nur gerecht, dass ich so von euch allen denke, weil ich euch im Herzen haben, die ihr sowohl in meiner Gefangenschaft als auch, während ich das Evangelium verteidige und verbürge, meine Gnadensgenossen seid.
Denn Gott ist mein Zeuge, wie ich mich nach euch allen sehne in der Zuneigung des Christus Jesus.
Und darum bete ich, dass eure Liebe noch weiter zunehme an Erkenntnis und jeder Erfahrung, damit ihr prüfen könnt, worauf es ankommt, damit ihr am Tag Christi lauter und tadellos seid, erfüllt vom Ertrag der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus kommt, zu Ehre und Lob Gottes.
(Eigene Übersetzung)

Liebe Schwestern und Brüder,

vom Theologen Fulbert Steffensky stammt der Satz:
„Mein allerliebster Pfarrer liest täglich in der Bibel und betet täglich,nicht, weil er von Glauben glüht, sondern weil es sein Beruf ist“
(GPM 87/1998, S. 303).

In diesem Satz scheint manches von dem auf,
was Paulus an die Philipper schreibt:
Paulus ist ja so etwas wie deren Pfarrer,
auch wenn es dieses Amt zu seiner Zeit so noch nicht gab
- das Christentum war ja gerade erst erfunden.
Paulus betet täglich für seine Gemeinde,
die ihm offensichtlich sehr am Herzen liegt.
Er kann und will es nicht verleugnen,
wie gern er die Gemeinde in Philippi hat,
wie viel sie ihm bedeutet.

Zugleich ist er aber auch sehr darum bemüht,
keine Missverständnisse aufkommen zu lassen,
was die Art seiner Zuneigung angeht:
Sie ist strikt professionell, d.h. sie ist seinem Auftrag untergeordnet.
Paulus mag die Philipper nicht, weil alle so nett zu ihm sind,
weil er sich mit ihnen gut versteht und sie ihn mögen.
Sie liegen ihm am Herzen, weil sie mit ihm etwas gemein haben:
Die „Gemeinschaft am Evangelium“.
Mit anderen Worten: Es geht den Philippern um die selbe Sache wie ihm:
um die Sache Jesu.

I
Als Pfarrerin oder Pfarrer hat man eine eigenartige Rolle in der Gemeinde.
Gemeindearbeit ist Beziehungsarbeit
- eine Pfarrerin, ein Pfarrer muss in der Lage sein,
Kontakt zu anderen Menschen zu knüpfen.
Dazu muss man gesprächsbereit und fähig zur Sympathie sein.
Und man muss auch ein wenig sympathisch sein,
man muss gemocht werden - und man möchte auch gemocht werden,
wer möchte das nicht?

Aber ein Pfarrer, eine Pfarrerin kann nicht nur für die da sein, die sie mag.
Sie muss für alle Gemeindeglieder da sein,
unabhängig von Sympathien und Antipathien,
unabhängig auch von politischen Überzeugungen
und anderem, was Menschen so voneinander unterscheidet.

Das ist gar nicht so leicht.
Natürlich geht man lieber zu denen,
die einen willkommen heißen, als zu denen,
die erst einmal abwarten, misstrauisch oder verschlossen sind.
Natürlich findet man leichter einen Draht zu Gleichgesinnten
als zu denen, die in politischen oder anderen Fragen die Gegenposition einnehmen. Das geht jeder und jedem so.
Deshalb bestehen unsere Freundeskreise überwiegend aus Leuten,
die gleiche oder ähnliche Ansichten haben wie wir.
Aber in einer Gemeinde geht es nicht um Freundschaften,
sondern um Beziehungen, und das ist etwas ganz anderes.
Nicht jeder, zu dem ich eine Beziehung aufgebaut habe,
ist meine Freundin oder mein Freund.
Das hängt von der Art der Beziehung ab,
ob sie beruflich ist oder privat.

Deshalb ist es manchmal problematisch,
wenn Pfarrerinnen oder Pfarrer Leute in der Gemeinde duzen.
Im Prinzip könnte und müsste ich Sie alle duzen,
denn ich habe Sie eben als „Schwestern und Brüder“ angesprochen
- und Geschwister siezt man für gewöhnlich nicht.
Aber Sie wären wohl zu recht irritiert, wenn ich‘s täte.
Es gehört sich, dass man das Duzen verabredet
und dabei gewisse Formen einhält:
Die Ältere duzt die Jüngere.
Die Vorgesetzte die Untergebene.
Die Ranghöhere die Rangniedrigere.

Wenn nun eine Pfarrerin nicht alle auf einmal duzen kann,
weil sich das nicht gehört,
aber im Laufe der Zeit einige duzt,
weil sich das so ergeben hat,
können Außenstehende den Eindruck gewinnen,
hier würde mit zweierlei Maß gemessen.
Da gibt es die, die mit der Pfarrerin per Du sind.
Und da gibt es die anderen, die offenbar nicht zum „inner circle“ gehören.
Das kann leicht zu Irritationen oder sogar zu Ärger führen.

II
Warum steht die Pfarrerin oder der Pfarrer überhaupt so im Mittelpunkt?
Liegt es daran, dass ich hier vor Ihnen stehe?
Dass mein Talar, der ursprünglich dazu dienen sollte,
die Person in den Hintergrund zu drängen,
mich besonders heraushebt, weil er ein so ungewöhnliches Kleidungsstück ist?
Oder liegt es daran, dass der, der fast als einziger im Gottesdienst redet,
automatisch auch das Sagen hat?

Schon in den Anfängen des Christentums standen einzelne Personen im Mittelpunkt 
- in unserem Fall z.B. Paulus.
Er hat die Gemeinde in Philippi gegründet,
er ist ihr Pfarrer, sozusagen.
Paulus redet darum auch von sich,
er beschreibt, wie das ist, wenn er sein tägliches Gebet verrichtet:
Wie sehr er an seine Gemeinde denkt, wie dankbar er für sie ist,
weil sie von Anfang an dabei waren.
Er schreibt auch, wie sehr ihm die Philipper fehlen.
Aber obwohl wir von Paulus auf diese Weise einiges erfahren
- dass er im Gefängnis war,
dass er Anfeindungen ausgesetzt ist wegen seiner Predigten -
und obwohl Paulus so oft „ich“ sagt
- ich zähle elf Mal in unserem kurzen Abschnitt -
geht es doch nicht um ihn.
Es geht ihm um die Gemeinde in Philippi.

Das ist es, was ich mit Professionalität meine:
Als Leiter der Gemeinde trägt er eine Verantwortung für die Gemeinde.
Und diese Verantwortung veranlasst ihn dazu,
sich selbst zurück zu nehmen.
Es geht nicht ohne ihn, aber es geht nicht um ihn,
sondern nur um seinen Auftrag, den er sich mit der Gemeinde teilt:
um das Evangelium.

III
Wenn man in Beziehungen lebt und arbeitet,
wie es in der Gemeinde gar nicht anders geht,
rückt oft das Miteinander in den Mittelpunkt:
Warum duzt er den und nicht mich?
Warum hat er mich heute nicht gegrüßt?
Warum ist er so kurz angebunden, habe ich ihm was getan?

Wir leben in Beziehungen, diese Fragen gehören zu unserem Alltag.
Wir können nicht anders, als uns immer wieder diese und ähnliche Fragen zu stellen, immer wieder nach Bestätigung zu suchen:
Ja, wir sind noch Freunde.
Ja, wir haben uns noch lieb.
Wir verbringen einen großen Zeit mit dieser Vergewisserung und mit der Beziehungspflege.

Auch Paulus bemüht sich um seine Beziehung zu den Philippern.
Er denkt täglich an sie, er betet für sie, und er bittet für sie.
Seine Bitten drehen sich dabei nicht um sein Verhältnis zu den Philippern.
Sondern darum, dass die Liebe der Philipper zunimmt.
Wiederum: Nicht zu ihm.
Sondern damit sie durch die Liebe erkennen,
worauf es im Leben wirklich ankommt: auf das Evangelium.
Da sind wir wieder beim Steffensky-Zitat vom Pfarrer,
der täglich betet, weil es sein Beruf ist.

IV
Wieso führt die Liebe dazu, dass man erkennt, worauf es im Leben ankommt?
- Muss ich das wirklich erklären?
Gibt es etwas Größeres, Wichtigeres als die Liebe zwischen zwei Menschen,
als die Liebe der Eltern zu ihren Kindern?

Aber was hat das mit der Gemeinde zu tun?
Mit der Gemeinde, in der Menschen zusammenkommen,
die einander mehr oder weniger fremd sind,
die einander womöglich nicht mögen,
sich nicht einmal kennen - und auch gar nicht kennen lernen wollen?

Zu Beginn der Predigt habe ich Sie als Schwestern und Brüder angeredet.
Das war keine Floskel, die in der Kirche eben üblich ist.
Sie sind meine Schwestern und Brüder.
Denn Gott ist unser aller Vater.
Und Jesus ist unser Bruder.
Ergo sind wir Geschwister,
weil wir alle den selben Vater und alle den selben Bruder haben.
Wir sind Geschwister, und Geschwister haben ein ganz besonderes Verhältnis zueinander.
Wenn Sie Geschwister haben, wissen Sie, was ich meine:
Man ist und bleibt verbunden, trotz räumlicher Trennung,
auch, wenn man sich lange Zeit nicht sieht.
Sogar, wenn man sich zerstritten hat, wenn man einander spinnefeind ist:
Diese Verbindung kann nicht zerbrochen werden.
Sie bringt einen immer wieder zusammen.
Diese Verbindung zwischen Geschwistern ist etwas Einmaliges und Besonderes.
Auch sie nennt man: Liebe.

Wir sind als Geschwister Jesu in der Gemeinde miteinander verbunden.
Diese Verbindung ist stärker, als wir wahrhaben wollen.
Sie zieht uns immer wieder in die Kirche,
so, als ob uns einer gerufen hätte.
Und tatsächlich hat uns einer gerufen.
Und der uns gerufen hat, der beruft uns auch.
Jede und jeden von uns hat Gott berufen,
an ihrem und seinem Ort das Evangelium zu verteidigen und zu verbürgen.
Nicht, wie bei Paulus, mit flammenden Reden.
Sondern durch das, was wir Tag für Tag tun:
durch kleine Gesten. Durch unsere Haltung den Mitmenschen gegenüber.

Indem wir an je unserem Ort unserer Berufung folgen,
wachsen wir an Erkenntnis und Erfahrung,
wächst unsere Liebe - denn um sie geht es ja im Evangelium:
um die Liebe zum Nächsten und zum Fremden,
um die Liebe zu Gott und zu uns selbst.

Am Sonntag kommen wir zusammen,
um unsere Erkenntnisse und Erfahrungen vor Gott zu bringen.
Am Sonntag, dem Tag des Herrn,
der ein kleiner Vorgeschmack ist auf den Tag Christi,
von dem Paulus schreibt,
kommen wir zusammen als Schwestern und Brüder.
Wir bringen unsere Sorgen mit, unseren Kummer,
unsere Trauer, unser Leid.
Wir bringen Fröhlichkeit mit, unser Staunen,
unsere Entdeckungen, unsere Leistungen.
Wir teilen Freude und Leid als Schwestern und Brüder,
die durch die geschwisterliche Liebe verbunden sind;
so dienen wir der Sache Jesu, dem Evangelium.

V
Als Pfarrer bin ich ein Teil dieser Gemeinde.
Ich stehe vor Ihnen, weil das meine Berufung ist
- nicht größer, nicht wichtiger als Ihre Berufung.
Es ist mein Beruf, so, wie Sie Ihre Berufe haben.
Wir alle sind dazu berufen, in je unserem Beruf das Evangelium zu vertreten.
Ich habe es leichter als Sie,
weil ich es im geschützten Raum der Kirche tun kann.

Und so sind meine Herzlichkeit und Fröhlichkeit,
meine Freundlichkeit und Zuneigung zu verstehen:
Das ist mein Beruf.
Das heißt nicht, dass sie nicht von Herzen kommen.
Das heißt nicht, dass ich Sie nicht ins Herz geschlossen habe,
so, wie Paulus die Philipper im Herzen trägt.
Aber wie bei Paulus, ist auch meine Zuneigung nicht Selbstzweck,
sie ist durch Christus vermittelt.
Ich mag Sie, weil wir gemeinsam für die Sache Jesu arbeiten,
ich mag Sie wegen unserer „Gemeinschaft am Evangelium
vom ersten Tag bis heute“.

„Und darum bete ich,
dass eure Liebe noch weiter zunehme an Erkenntnis und jeder Erfahrung, 
damit ihr prüfen könnt, worauf es ankommt,
damit ihr am Tag Christi lauter und tadellos seid,
erfüllt vom Ertrag der Gerechtigkeit,
die durch Jesus Christus kommt,

zu Ehre und Lob Gottes“. Amen.

Samstag, 15. Oktober 2016

There is no way to peace - peace is the way

Predigt am 21. Sonntag nach Trinitatis, 16. Oktober 2016, über Epheser 6,10-17:

10 In Zukunft sollt ihr stark werden im Herrn und in der Stärke seiner Macht.
11 Legt die Vollrüstung Gottes an, damit ihr Widerstand leisten könnt gegen die Machenschaften des Teufels.
12 Denn unser Kampf geht nicht gegen Blut und Fleisch, sondern gegen die Geistermächte, gegen die Dämonen, gegen die Beherrscher dieser Finsternis, gegen die Geister der Bosheit im Himmel.
13 Deshalb tragt die Vollrüstung Gottes, damit ihr widerstehen könnt am bösen Tag und nach dem Sieg über alles den Stand behauptet.
14 Steht also, an euren Hüften umgürtet mit Wahrheit und gewappnet mit dem Brustpanzer der Gerechtigkeit.
15 Unter die Füße habt die Bereitschaft für das Evangelium des Friedens gebunden.
16 Über all dem tragt den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen könnt,
17 und nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ist das Wort Gottes.
(Eigene Übersetzung)


Liebe Schwestern und Brüder,


wenn man den Predigttext hört, hat man sie vor Augen, die „Gotteskämpfer“, die mit Feuer und Schwert die Ungläubigen zum wahren Glauben „bekehren“ wollen.
Extremisten, die nur in schwarz-weiß denken und die Vielfalt der Meinungen und des Glaubens nicht aushalten können.
Rechthaber, die nur eine Sicht der Dinge akzeptieren: die ihre.
Gewaltmenschen, die nach dem Motto verfahren: „Und willst du nicht mein Bruder sein, dann schlag ich dir den Schädel ein“.
Verlierer der Gesellschaft, die sich stark fühlen, wenn sie auf noch Schwächere einprügeln können.

Zur Zeit tummeln sie sich beim sogenannten „Islamischen Staat“ in Syrien und im Irak, bei „Boko Haram“ in Nigeria oder bei den Taliban in Afghanistan, die „Gotteskämpfer“, die morden und vergewaltigen, stehlen und erpressen, Kunstwerke zerstören und heimlich verschachern. Und das alles im Auftrag Gottes, der das angeblich so will und gut heißt. 

Wir haben aber keinen Grund, uns moralisch zu empören und mit dem Finger auf die Islamisten zu zeigen. Wir Christen haben es ja über Jahrhunderte nicht anders gehalten. Ob in den Kreuzzügen, als es vordergründig um die Befreiung Jerusalems aus der Hand der Muslime ging, in Wahrheit aber, wie immer, um Macht und Geld, bei den Verfolgungen von „Hexen“ und „Ketzern“, oder im Dreißigjährigen Krieg, der offiziell ein Krieg der beiden Konfessionen war. Und es ist noch gar nicht so lange her, dass sich in Nordirland Katholiken und Protestanten gegenseitig erschossen und in die Luft sprengten.


Immer musste der Glaube, immer musste Gott für die Exzesse der Gewalt herhalten; immer war es angeblich die Verteidigung des wahren, einzigen, richtigen Glaubens, die all das Morden rechtfertigte - als ob Gott unsere „Verteidung“ nötig hätte!


Und nun müssen wir uns vom Epheserbrief einen solchen Gotteskämpfer vor Augen malen und uns von ihm auffordern lassen, aufzurüsten, zu den Waffen zu greifen und gegen feindliche Mächte zu kämpfen.


I
Was der Epheserbrief da beschreibt, ist die Rüstung eines römischen Legionärs, wie er damals nicht nur in Ephesus, sondern in ganz Europa anzutreffen war: Mit Brustpanzer und Gürtel, an dem das Schwert hing, mit einem großen Schild und dem typischen Helm, den Obelix so gern als Trophäe einsammelte.

Einen heutigen Gottesstreiter müsste der Epheserbrief anders beschreiben: Statt des Brustpanzers trüge er eine dicke, kugelsichere Splitterschutzweste, statt des Schwertes ein Sturmgewehr, den Stahlhelm auf dem Kopf, Kampfstiefel an den Füßen und an seinem Gürtel hinge kein Schwert, sondern eine Pistole.


Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht: Wenn ich irgendwo einen Soldaten oder einen Polizisten in voller Rüstung sehe, dann bekomme ich es mit der Angst zu tun. Und das soll wohl auch so sein. So sehr Helm, Panzerung und Waffe dem Schutz des Trägers dienen, so sehr sollen sie auch abschrecken und einschüchtern.


Es ist beruhigend, dass unsere Polizei so gut ausgerüstet ist, um Hooligans und Neonazis etwas entgegensetzen zu können. Aber wer einmal bei einer friedlichen Demonstration durch ein Spalier von derart gepanzerten und bewaffneten Polizisten laufen musste, konnte nur hoffen, dass alles friedlich bleibt und sich diese martialisch Gekleideten nicht gegen einen wenden.


Nein. Das Bild, das der Epheserbrief da zeichnet, ist alles andere als glücklich. Es ist beängstigend und abschreckend, und man möchte sich am liebsten gar nicht weiter damit beschäftigen.

Warum tue ich‘s dann?

Warum lasse ich Sie und mich nicht damit in Ruhe und wende mich einem anderen Text zu - es ist ja nicht so, als gäbe es nicht genug Auswahl an Predigttexten in der Bibel.


Ich mute Ihnen und mir diesen Text zu, weil ich der Meinung bin, dass jeder Bibeltext es verdient, dass wir uns ernsthaft mit ihm auseinandersetzen. Auch und gerade die, die uns auf den ersten Blick abstoßen. Wenn wir sie gleich beim ersten Hören oder Lesen ablehnen, kommen wir nicht dazu, sie genauer anzusehen und zu verstehen, was sie sagen wollen. Wir übersehen die Details, auf die es oft so ankommt.

Lassen Sie uns also genauer auf das Bild des Gottesstreiters schauen, das der Epheserbrief uns da vor Augen malt.

II
Wenn wir genauer hinsehen, fällt auf, dass der Epheserbrief zwar eine Rüstung beschreibt, wie sie seiner Zeit die Legionäre trugen. Aber die Rüstung, die seine Leser anlegen sollen, ist nicht aus Metall. Es ist überhaupt keine Rüstung, sondern genau das Gegenteil davon. Statt uns zu wappnen und zu bewaffnen, macht der Epheserbrief uns völlig schutzlos. Denn wie sieht die Rüstung aus?

Der Riemen, der verhindert, dass die Hose vor Angst in die Knie rutscht, ist die Wahrheit. Die Wahrheit wird oft über Gebühr gedehnt, aber als Gürtel eignet sie sich trotzdem nicht. Im Gegenteil, wer es mit der Wahrheit hält, der macht sich angreifbar und verletzlich. Man gibt nicht zu, dass man einen Fehler gemacht hat. Man gesteht nicht, dass man etwas nicht weiß, dass man etwas nicht kann oder dass man Angst vor einer Aufgabe hat - das sind Zeichen von Schwäche. Wer ein Macher, ein Manager sein will, darf eigene Schwächen nicht zugeben. Notfalls muss eben die Wahrheit dran glauben.
Nein, die Wahrheit als Gürtel umzulegen, ist kein guter Rat, wenn man vor einem Konflikt steht.

Mit der Gerechtigkeit als Panzer ist es auch nicht besser. Mit Gerechtigkeit kann man nichts gewinnen. Man muss sehen, dass man für sich das Meiste herausholt. Den Rest kann man dann immer noch an die verteilen, die es nötig haben. So funktioniert unsere Wirtschaft, und so haben wir uns bisher gegenüber den Ländern der sogenannten „Dritten Welt“ verhalten - kein Wunder, dass die jetzt zu uns kommen, um sich eine Scheibe von dem Reichtum abzuschneiden, den wir auf ihre Kosten erwirtschaftet haben.
Wer auf Gerechtigkeit setzt, gefährdet das Funktionieren unserer Wirtschaft. Der ist am Ende - Gott bewahre! - vielleicht sogar ein Kommunist!
Gerechtigkeit anzulegen kann man also ebenfalls nicht empfehlen, denn sie wäre kein Panzer, sie würde uns vielmehr zur Zielscheibe machen.


Muss ich die anderen Rüstungsteile noch aufzählen? Es dürfte deutlich geworden sein, dass der Epheserbrief seine Leser nicht rüsten, sondern vielmehr bloßstellen will. Wer tatsächlich die Aufforderung des Epheserbriefes befolgen wollte, machte sich im besten Falle lächerlich; im schlimmsten Falle bekäme er eins aufs Haupt - und wäre auch noch selber schuld!


III
Warum will uns der Epheserbrief zu einem solchen Leichtsinn verleiten?
Er hätte es ja nicht in die Bibel geschafft, wenn er böswillig Gläubige ans Messer liefern, oder den christlichen Glauben mit seinen unsinnigen Ratschlägen diskreditieren und lächerlich machen wollte.
Wir müssen uns ansehen, gegen wen es überhaupt in den Kampf geht, um zu verstehen, warum der Epheserbrief gerade diese Ausrüstung empfiehlt.


Es geht nicht gegen Fleisch und Blut - also nicht gegen menschliche Gegner -, sondern gegen böse Mächte, die ihren Ursprung beim Gegenspieler Gottes haben, dem Teufel.
Der Teufel, auf Griechisch und Hebräisch der „Verleumder“, wird in der Bibel beschrieben als einer, der Gott immer wieder gegen die Menschen aufzuhetzen versucht.
Der Teufel sitzt in den biblischen Geschichten nicht uns im Nacken, sondern Gott.
Der Teufel zweifelt an, dass die Menschen so gut sind, wie Gott denkt - und Gott denkt schon ziemlich realistisch von uns. So haben wir letzten Sonntag in der alttestamentlichen Lesung aus der Sintflutgeschichte gehört, dass Gott über Noahs Opfer zu der Einsicht kommt, dass „das Dichten und Trachten des Menschen böse ist von Jugend auf“, dass es also keinen Sinn hat, die Bösen auslöschen zu wollen, weil der Mensch nun einmal so ist, wie er ist.
Der Teufel aber will Gott dazu provozieren, auch noch das Gute im Menschen in Zweifel zu ziehen
- so bei Hiob, dem er unterstellt, dass seine Frömmigkeit nur auf seinen Reichtum und seinem unverschämtes Glück beruhen würde.
Und dem Menschen flüstert er ein, er könne so schöpferisch, so mächtig, so klug sein wie Gott
- so beim berühmten Biss in die verbotene Frucht im Garten Eden und auch bei der Versuchung Jesu in der Wüste.


Heute müssen wir nicht mehr den Teufel bemühen, um die Einflüsterungen zu enttarnen, die uns das Leben schwer machen.
Wir kennen das Gefühl des Ungenügens und der Ohnmacht - das Gefühl, nicht gut genug, nicht schön genug zu sein, nicht genug zu leisten.
Und wir kennen auch die Phantasien der Allmacht:
wir kriegen das Klima in den Griff - obwohl wir alle weiter Auto fahren;
wir schaffen das mit den Flüchtlingen und der Bankenkrise - obwohl wir eigentlich nur die Augen davor verschließen;
wir halten das Bienensterben auf - obwohl wir weiterhin Gift auf die Äcker spritzen;
mit ferngelenkten Bomben bringen wir den Menschen in Krisengebieten den Frieden.
Und wenn wir die Erde eines Tages kaputtgespielt haben, ziehen wir eben auf den Mars um.


IV
Die Logik der Wirtschaft und der Politik ist das Paradox, der Widerspruch:
Wir schaffen das, obwohl wir es nachweislich nicht schaffen.
Wir schaffen die Flüchtlinge im wahrsten Sinne des Wortes, indem wir erfolgreich verhindern, dass sie überhaupt in unser Land kommen - wir lassen sie lieber im Mittelmeer ertrinken. Das gelingt, weil wir über einen autoritären Herrscher in der Türkei, der die Pressefreiheit mit Füßen tritt und seine Gegner einsperrt, den Mantel der Liebe breiten.
Wir meistern die Bankenkrise, indem wir die belohnen und entlasten, die sie ausgelöst haben und dafür verantwortlich sind.
Wir klären die NSU-Morde auf, indem wir Beweise vernichten oder verschwinden lassen.
Und so weiter.


Politik und Wirtschaft folgen keiner Logik - wenn sie je einer gefolgt sind.
Wir aber verlangen vom Glauben, dass er logisch sein soll und beweisbar und wollen nicht glauben, was wir nicht sehen können, weil das „unwissenschaftlich“ ist.
Was wir Politik und Wirtschaft durchgehen lassen, ohne mit der Wimper zu zucken, das kreiden wir dem Glauben an: Dass er paradox ist, also etwas behauptet, was dem Augenschein widerspricht, was dem zuwider läuft, was wir für die Realität halten.

So widersprüchlich ist die Rüstung, die uns der Epheserbrief vor Augen malt.
Eine Rüstung, mit der man nichts anfangen kann, die soll uns helfen im Kampf gegen Mächte, die stärker sind als Menschen?
Und offenbar sind sie auch gefährlicher, weil sie hinter den Handlungen derer stehen, die uns - und vor allem anderen - das Leben schwer machen.
Die Gewalt verüben und Verbrechen.
Die ihre Interessen rücksichtslos durchsetzen.
Die behaupten, das Demütigen und Verletzen von Frauen sei „Locker-room-talk“, also etwas, was Mann angeblich in der Umkleidekabine so macht.


Der Epheserbrief empfiehlt uns, den Widersprüchen in Politik und Wirtschaft, in zwischenmenschlichen Beziehungen und in der Schule, mit seiner widersprüchlichen Rüstung zu begegnen.

Das besondere an dieser Rüstung ist, dass man die Widersprüche aufgibt, wenn man sie anlegt.
Man mauschelt und mogelt sich nicht mehr so durch, sondern bleibt bei der Wahrheit und trägt notfalls die Verantwortung und die Konsequenzen.
Man fragt nicht mehr zuerst: Was kriege ich dafür? Was habe ich davon? Sondern sorgt sich um Gerechtigkeit: Haben alle genug? Fehlt jemandem etwas?
Vor allem aber beantwortet man Gewalt nicht mit Gewalt, Hass nicht mit Hass. „Unter die Füße habt die Bereitschaft für das Evangelium des Friedens gebunden“ - das ist nicht bloß ein frommer Spruch. Damit ist gemeint, was Jesus in der Bergpredigt sagt:
Die Feinde zu lieben.
Der Schwester und dem Bruder zu vergeben.
Dem Übel nicht zu widerstehen, sondern es durch Gewaltlosigkeit zu entwaffnen.


Der Epheserbrief möchte also, dass wir den Widersprüchen von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik die Konsequenz unseres Glaubens entgegensetzen.
Eine Konsequenz, die sich nicht darin äußert, dass wir zu Fanatikern werden, die alle Andersgläubigen verfolgen.
Sondern darin, dass wir uns selbst darauf verlassen, dass die scheinbar so schwachen Waffen der Wahrheit, der Gerechtigkeit und des Glaubens mächtiger und wirkungsvoller sind als das, was gemeinhin als Waffe gilt.


V
Beim genaueren Hinsehen hat sich gezeigt, dass die Rüstung des Epheserbriefes gar nicht die Zumutung ist, die wir anfangs in ihr gesehen haben - sondern eine noch viel größere!
Denn wozu der Epheserbrief uns überreden will, ist, auf etwas zu vertrauen, mit dem wir uns garantiert lächerlich machen, mit dem wir anecken und nichts als Scherereien haben werden:
Auf die Wahrheit. Auf die Gerechtigkeit. Auf den Glauben. Auf das Wort Gottes.

Dazu kann man niemanden überreden, dazu kann man nicht einmal raten.
Das kann nur jede und jeder für sich selbst entscheiden.
Aber soviel sollte deutlich geworden sein: Wenn sich tatsächlich etwas in der Welt ändern soll, wird es sich nicht ändern, wenn wir selbst nicht bei uns anfangen.

Der amerikanische Friedensaktivist Abraham Johannes Muste hat den Satz geprägt: „There is no way to peace - peace is the way“, zu deutsch: Es gibt keinen Weg zum Frieden als nur der Friede selbst. Wenn wir, wie der Epheserbrief möchte, Botinnen und Boten für das Evangelium des Friedens werden sollen, müssen wir bei uns anfangen.
Gott gebe uns dazu den Willen und die Kraft.
Amen.

Samstag, 8. Oktober 2016

Let's talk about Sex!

Predigt am 20. Sonntag nach Trinitatis, 9. Oktober 2016, über 1.Thessalonicher 4,1-8

für Georg Renz
Ein Krokodil tief im Nil tut es,
bitte, frag' mich nicht, wie.
Nerz mit viel Herz tut es
für die Pelzindustrie.  
Von Tetuan bis Luzern tun sie's,
und ich möchte sagen:
Gern tun sie's. Tu du es:
Sei mal verliebt. 
Ein jeder Goldfisch im Glas macht es,
ein Betriebsausflug im Gras macht es.
Spaß macht es!
Sei mal verliebt! 
Quelle: http://lyrics.wikia.com/wiki/Hildegard_Knef:Sei_Mal_Verliebt_(Let's_Do_It)

Liebe Schwestern und Brüder,

tun wir's: Reden wir über Sex!

Denn darum geht es doch eigentlich in dem scheinbar harmlosen Lied, das Hildegard Knef gesungen hat. Sie singt davon, "es" zu tun, und nicht nur Männer denken dabei sofort an das Eine. 
Das macht ja den Reiz dieses Liedes aus, dass es den Gedanken an Sex provoziert und darauf zielt, aber dann ganz harmlos vom Verliebtsein singt.

Sex - dieses Wort wirkt in einer Kirche deplaziert, dazu noch von einer Kanzel! 
Auch im Alltag nehmen wir es nicht in den Mund, obwohl es uns von jeder Litfasssäule, jedem Werbespot geradezu anspringt. Denken Sie nur an die „Almased“-Werbung im Fernsehen. Da lässt man für die, die es gar nicht kapieren können oder wollen, sogar noch einen Mops durchs Bild laufen.

Sex und Kirche passen nach unserem Gefühl nicht zusammen. Und doch mischt Kirche sich fleißig in das Sexualleben ihrer Schäfchen ein - bis heute. 
Nicht nur die römisch-katholische Kirche. 
Die tut sich noch immer schwer mit Sexualität aus reiner Lust und erlaubt deshalb offiziell keine Verhütung. 
Auch in der Evangelischen Kirche ist es noch nicht überall so, dass andere Lebensgemeinschaften als die Ehe anerkannt und gesegnet werden.

Sex und Kirche - ein schwieriges Thema. 
Das war es offenbar schon in den Anfängen der Kirche. So lesen wir im Predigttext im 1. Brief des Paulus an die Thessalonicher im 4. Kapitel:
1 Schließlich, liebe Geschwister, bitten und drängen wir euch im Herrn Jesus, dass ihr so lebt, wie ihr von uns gelernt habt, wie man leben und Gott gefallen soll - und so lebt ihr ja auch -, damit ihr euch immer mehr hervortut.
2 Ihr wisst ja, welche Verheißungen wir euch durch den Herrn Jesus gaben.
3 Denn das ist der Wille Gottes: Eure Heiligung, dass ihr euch von der Unzucht enthaltet,
4 und dass ihr jeder seine eigene Frau zu gewinnen wisst in Heiligung und Ehre,
5 nicht in leidenschaftlicher Begierde wie die Heiden, die Gott nicht kennen,
6 und dass man sich nicht in die Angelegenheiten seines Bruders oder seiner Schwester einmischt, und dass man ihn oder sie nicht übervorteilt, weil der Herr es denen heimzahlt, die dies tun, wie wir es euch vorhergesagt und bezeugt haben.
7 Denn Gott hat uns nicht zur Unreinheit berufen, sondern zur Heiligung.
8 Wer also das verachtet, verachtet nicht einen Menschen, sondern Gott, der uns seinen Heiligen Geist gegeben hat.
(Eigene Übersetzung)
II
Man hat das Gefühl, Sex und Kirche passen nicht zusammen. 
Paulus sagt uns auch, warum. Er stellt sie in einen Gegensatz zueinander: 
Heiligung und Unreinheit.

Heiligung gehört auf die Seite der Kirche, also gehört die Unreinheit … Genau. 
Das Wort „Unzucht“ hat ja schon die selbe Vorsilbe wie die Unreinheit, dieses Un-, das ganz klar macht, dass das etwas Unmögliches, Unsittliches und Unpassendes für einen Christenmenschen ist. 
Und erst das griechische Wort, das hinter der „Unzucht“ steht: πορνεία (porneia) - da fällt einem sofort der Porno ein. Im Wörterbuch steht zu πορνεία: „jede Art von illegitimem Geschlechtsverkehr“
Diese Definition ist nicht gerade hilfreich. 
Denn was illegitim ist oder nicht, liegt im Auge des Betrachters. Es wird von der Gesellschaft vorgegeben, oder von einer Institution wie der Kirche. 
Bei den alten Griechen z.B. waren homosexuelle Beziehungen älterer Männer und Frauen mit Jugendlichen absolut üblich und gesellschaftlich akzeptiert. 
Aber für unsere Vorfahren galt schon Sex vor der Ehe als illegitim - obwohl er natürlich trotzdem stattfand. 
In der Regel treibt man es um so doller, je stärker nach außen hin Anstand und Sittlichkeit gewahrt werden. Und Schwule oder Lesben erst - ogottogott! 
Eine „andersartige“ sexuelle Orientierung eines Menschen - also z.B. die gleichgeschlechtliche Liebe - löst bis heute z.T. heftige Ablehung aus.

III
Warum mischt Paulus sich überhaupt in diesen intimsten Bereich eines Menschen ein? 
Was geht ihn, was geht es die Kirche an, wer mit wem Sex hat?

Das ist eine rhetorische Frage. 
Es geht ihn, es geht die Kirche gar nichts an. 
Niemand hat sich da einzumischen, wie Menschen ihre Sexualität leben - solange dies nicht gegen den Willen eines Menschen geschieht, oder wenn dieser Mensch sich nicht wehren oder nicht einwilligen kann in das, was da mit ihm geschieht. 
Bei allem, was Menschen miteinander tun können, ist Sex das, was ohne das ausdrückliche Ja beider nicht gehen kann und nicht sein darf. Wenn da ein Nein nicht beachtet wird - oder wenn gar nicht erst das Einverständnis gesucht wird -, dann muss man einschreiten. Nicht um irgendeine „Unzucht“ zu verhindern. Sondern um einem Menschen beizustehen, der sich nicht wehren kann.
Aber abgesehen von solchen schlimmen Fällen hat niemand etwas im Schlafzimmer eines anderen zu suchen.
Paulus will uns auch gar nicht vorschreiben, wie wir unsere Sexualität zu leben haben.

Natürlich ist er ein Kind seiner Zeit. 
Er teilt die Vorurteile und die Ablehung seiner jüdischen Glaubensgeschwister gegenüber der Homosexualität. 
Er teilt auch die theologische Auffassung von einer Ordnung, die Gott seiner Schöpfung gegeben hat. 
In der jüdischen Theologie ist Heiligung der Versuch, sein Leben nach dieser Ordnung Gottes - nach den Geboten - auszurichten.

Auf der anderen Seite hat Paulus einen neuen Weg entdeckt, der die Heiligung nicht mehr durch das Befolgen der Gebote erreicht. Paulus hat erkannt, dass der Versuch, sein Leben nach einer göttlichen Ordnung auszurichten, in eine Aporie führt: Man muss daran scheitern. Was den Menschen rettet, ist, sich dieses Scheitern einzugestehen und alles auf eine Karte, auf Christus, zu setzen. In der Gemeinschaft mit Christus ist man geheiligt, weil niemand heiliger als Christus sein kann. Das gibt dem Menschen die Freiheit, als Mensch zu leben, weil er nicht mehr wie Gott werden muss. 
In Christus ist er das ja schon. 

Diese Freiheit bedeutet auch, neue, andere Ordnungen auszuprobieren, oder einmal ganz „un-ordentlich“ zu sein. 
So waren in den christlichen Gemeinden die Sklaven gleichberechtigt mit den Freien, während sie in der Gesellschaft nicht als Menschen, sondern als „Dinge“ galten. 
So predigten und lehrten bei den Christen Frauen und Männer gleichberechtigt nebeneinander, während die Frau in der antiken Gesellschaft nichts zu sagen und ohne Mann keine Rechte hatte.

IV
Für die ersten Christen war das eine aufregende Entdeckung: Frei sein von den strengen Zwängen des Gesetzes, frei von den Geboten! Frei sein auch vom Staat, von den Zwängen und Regeln der Gesellschaft. Die hatten ja keine wirkliche Macht mehr über einen Christenmenschen.

Frei sein! High sein!
Ich denke, man kann sich die ersten Christinnen und Christen wie Hippies oder Punks vorstellen, wie die Stundentinnen und Studenten der 68er-Bewegung. Ihr Motto: „Make love, not war!“ hätte auch gut das Motto der ersten Christen sein können.
Im Rausch dieser Freiheit fielen manche Grenzen und Tabus - und mancher schoss dabei über das Ziel hinaus: Erkannte keine Grenzen mehr an und verachtete die „Spießer“, die Wert auf so reaktionäe Konstrukte wie „Besitz“ oder „Ehe“ legten - auch darin nicht unähnlich den späteren 68ern.

In einem anderen Brief, dem 1. Brief an die Korinther, beschäftigt sich Paulus ausführlich mit diesen „Starken“, wie sie sich selbst nennen (1.Korinther 8,7-13). Beachtlich ist dabei, dass er ihnen nicht widerspricht; er bezeichnet sich sogar als einer von ihnen und gibt ihnen recht. 
Aber er bittet sie um Rücksicht - Rücksicht auf die „Schwachen“, denen diese neue Freiheit der Christen Angst macht. 
Er bittet sie um Rücksicht, damit die Gemeinde nicht zerstört wird. Um der Gemeinschaft willen bittet er die Starken, darauf zu verzichten, ihre Freiheit voll auszuleben. Sie sollen sich selbst beschränken, damit die Gemeinde nicht auseinanderbricht.

V
Es gibt also noch ein zweites Gegensatzpaar, das Paulus in unserem Predigttext nicht explizit benennt, das aber dessen Hintergrund bildet: 
Den Gegensatz zwischen Selbstverwirklichung und Gemeinschaft, 
zwischen meinen Bedürfnissen, meinen Wünschen und denen der anderen. 
Dieser Gegensatz bildet den Hintergrund der „Unzucht“. Denn was geschieht da? 
Wer „Unzucht“ treibt, der setzt seine Bedürfnisse und Wünsche über die anderer. 
Auf diese Weise werden Menschen für Sex bezahlt oder sogar zum Sex gezwungen. 
Auf diese Weise zerbrechen Beziehungen, die auf Vertrauen, Treue und gegenseitiges Einvernehmen gegründet sind. 
Und auf diese Weise zerbricht auch eine Gemeinschaft, weil ehemalige Paare nun getrennte Wege gehen, oder weil sie ihren Beziehungskrach in die Gemeinde hinein tragen, wo die einen Partei für die eine, die anderen für die andere Seite ergreifen.

Deshalb führt Paulus auch noch ein zweites Beispiel an, das gar nichts mit Sex zu tun hat: Die Einmischung in anderer Leute Angelegenheiten, und das Über-den-Tisch-ziehen. Auch die zerstören Gemeinschaft: Wer das einmal erlebt hat, will mit dem, der einem das antat, nichts mehr zu tun haben.

VI
Paulus geht es also nicht um „Moral“, wie wir im ersten Augenblick vielleicht dachten. Ihm geht es um die Gemeinde. Darum besteht die „Heiligung“, die er meint, auch nicht im Befolgen der göttlichen Gebote. „Heiligung“, wie Paulus sie versteht, bedeutet, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse in Beziehung zu setzen - in Beziehung zur Partnerin, zum Partner, und in Beziehung zur Gemeinde.

Darauf wollen auch die Gebote Gottes hinaus. 
Auch sie setzen in Beziehung zu Gott und zum Mitmenschen; auch sie stiften Gemeinschaft; auch sie führen dazu, dass man seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse in Beziehung zu seinen Mitmenschen sieht und nicht mehr absolut setzt.

Es sind zwei Wege, die beide zum selben Ziel führen: 
In eine Beziehung zu Gott, die auf dem Weg über Beziehungen zu den Mitmenschen, über Gemeinschaft erreicht wird. 
Die Gebote geben dabei ein Geländer vor, an dem man sich festhalten und entlanghangeln, das manchem aber auch wie ein Käfig oder Gefängnis erscheinen kann.
Der Weg, den Paulus geht, ist der Weg der Liebe. Dieser Weg schenkt Freiheit, die man aber auch missverstehen und missbrauchen kann: Die Freiheit, die Christus uns gibt, ist nicht die Freiheit, auf unseren Mitmenschen herumzutrampeln. 

VII
Paulus warnt in seinem Brief vor der Beziehungslosigkeit, in die das egoistische Streben nach der Erfüllung nur der eigenen Wünsche und Bedürfnisse führt, das rücksichtslose Ausnutzen und Ausspähen des anderen um des eigenen Vorteils willen.
Statt dessen ermutigt er uns zur Heiligung als Leben in Beziehungen. Zu diesen Beziehungen gehört natürlich auch die schönste Nebensache der Welt.
Darum darf man auch in der Kirche mal über Sex reden.
Amen.

Samstag, 1. Oktober 2016

Investieren Sie in Früchte der Gerechtigkeit!

Predigt am Erntedanktag, 2. Oktober 2016, über 2.Korinther 9,6-15:

6 Ich bin folgender Meinung: Wer spärlich sät, wird spärlich ernten, und wer mit vollen Händen sät, wird mit vollen Händen ernten.
7 Jeder, wie er es sich vorgenommen hat, bloß nicht aus Unlust oder gezwungen, denn einen fröhlichen Geber liebt Gott.
8 Gott aber kann euch in jeder Weise reichlich beschenken, damit ihr, weil ihr in allem immer volles Auskommen habt, Überfluss habt für jedes gute Werk,
9 wie geschrieben steht (Psalm 112,9):
„Er hat ausgestreut, er gab den Armen,
seine Gerechtigkeit bleibt in Ewigkeit“.
10 Der aber dem Sämann Samen gibt und Brot zur Nahrung, der wird euch Samen geben und ihn vermehren und die Frucht eurer Gerechtigkeit wachsen lassen.
11 Ihr seid in jeder Hinsicht reich gemacht für den Erweis schlichter Güte, die durch uns Dankbarkeit Gott gegenüber bewirkt.
12 Denn der Dienst dieser Kollekte hilft nicht nur den Nöten der Gemeinde in Jerusalem ab, sondern wirkt auch überreich dadurch, dass viele Gott danken werden.
13 Weil sie sich auf eure Kollekte verlassen können, loben sie Gott für den Gehorsam, mit dem ihr euch zum Evangelium von Christus bekennt, und für die Aufrichtigkeit der Gemeinschaft zu ihnen und zu allen,
14 und in ihrem Gebet für euch sehnen sie sich nach euch wegen der außerordentlichen Gnade Gottes bei euch.
15 Dank sei Gott für sein unbeschreibliches Geschenk.
(Eigene Übersetzung)


Liebe Schwestern und Brüder,

es gibt etwas an Kirche, das gewaltig nervt und das immer wieder für Unsicherheit oder sogar Unmut sorgt: Die Kollekte.
Da kommt man schon in den Gottesdienst, zahlt vielleicht sogar Kirchensteuer, und dann soll man am Ausgang auch noch etwas geben!
Wenn man von vornherein wüsste, dass der Gottesdienst Eintritt kostet, dann würde man ja gar nicht erst kommen. Aber einem am Ausgang den leeren Teller unter die Nase zu halten - das ist ganz schön unverschämt!

I
Ich weiß, dass Sie nicht so denken. Ich habe die Reaktionen, die ich schon am Ausgang erlebt habe, etwas überspitzt und übertrieben. Doch möglicherweise haben Sie sich ja auch schon gefragt, warum in jedem Gottesdienst eine Kollekte gesammelt wird, die zudem meistens nicht für die eigene Gemeinde, sondern für andere Gemeinden oder Einrichtungen bestimmt ist. Oft sagen einem diese Einrichtungen gar nichts, und man fragt sich, warum man denen sein Geld geben soll.

Falls Sie sich so etwas schon einmal gefragt haben, sind Sie in guter Gesellschaft: Die Korinther, an die Paulus schreibt, wissen auch nicht, was das soll mit dieser Kollekte. Paulus bittet sie um Geld für die Jerusalemer Gemeinde - für die Urgemeinde also, die allerersten Christen, die deshalb auch die „Heiligen“ genannt werden. Offenbar haben die „Heiligen“ finanzielle Schwierigkeiten. In Jerusalem fehlen ihnen wohl die Mittel, sich über Wasser zu halten, während die Christen in der reichen Handelsstadt Korinth - unter ihnen Kaufleute wie die Purpurhändlerin Lydia - keine finanziellen Sorgen haben. Trotzdem trennen sie sich nicht gern von ihrem Geld - sonst müsste Paulus wohl nicht so ausführlich für die Kollekte werben, die er persönlich der Jerusalemer Gemeinde überbringen will.
Vielleicht sehen sie nicht ein, schon wieder Geld zu schicken, nachdem sie schon einige Male gespendet haben.
Vielleicht fragen sie sich, was diese Kollekte überhaupt soll.
Vielleicht sind sie der Meinung, jede Gemeinde sollte für sich selbst sorgen können; wer dazu nicht in der Lage ist, der hat eben Pech gehabt.
Vielleicht sind sie auch sauer, weil sie sich von Paulus genötigt fühlen, etwas zu geben; lieber würden sie das Geld für die eigene Gemeinde verwenden - es gibt ja immer etwas zu bauen und zu reparieren und anzuschaffen …

II
Paulus gibt sich große Mühe, sein Anliegen der Kollekte den Korinthern verständlich zu machen.
Ich finde, es lohnt sich, seinen Argumenten zu folgen - vielleicht verstehen wir dann besser, warum wir bis heute eine Kollekte im Gottesdienst einsammeln.

Also:
Paulus beginnt mit einem Vergleich, der unmittelbar einleuchtet:
Wenn jemand etwas aussäen will, und er spart beim Saatgut, dann werden nur wenige Pflanzen wachsen, entsprechend mager wird die Ernte ausfallen.
Wer dagegen beim Säen aus dem Vollen schöpfen kann, der wird auch eine große Ernte einfahren, denn viele Pflanzen bringen nun einmal einen größeren Ertrag als wenige.
So weit, so logisch. Aber was hat das mit der Kollekte zu tun?

Schon damals ließ man Geld für sich arbeiten. Man verlieh es gegen Zinsen, wie es heute die Banken tun, und freute sich, wenn es sich vermehrte. Insofern ist Geld durchaus mit dem Samen vergleichbar, und auch hier gilt: Wer viel anlegt, wird einen größeren Gewinn haben als der, der knausert.
Aber wie kann eine Kollekte eine Geldanlage sein? Man gibt doch Geld weg - und bekommt es nicht wieder; das Geld wird nicht mehr, sondern verschwindet!

Warten wir mal ab, wie Paulus weiter argumentiert; vielleicht erhalten wir eine Antwort auf diese Frage.

Zunächst bewegt Paulus ein anderer Gedanke: Wenn man etwas gibt, meint er, soll man es nicht lustlos tun, und auch nicht gezwungen. Paulus möchte bei der Kollekte also sicher gehen, dass sie aus innerer Überzeugung gegeben wird, gern und freudig. Warum ist ihm das so wichtig? Er kann doch froh sein, wenn er überhaupt Geld bekommt, warum muss er auch noch verlangen, dass man das Geld freiwillig gibt, und aus Überzeugung? - Offensichtlich hat Paulus keine Angst davor, mit leeren Händen oder einem peinlich kleinen Betrag vor der Jerusalemer Gemeinde zu stehen. Wichtiger ist ihm, dass die Gemeinde in Korinth begreift, was die Kollekte bedeutet. Er möchte das Denken der Korinther ändern und sie auf diese Weise dazu bringen, gern zu geben.

III
Das für die Korinther - und wohl auch für uns - Neue ist, dass Paulus davon ausgeht, dass die Korinther von Gott beschenkt sind. Das Geld, das sie so reichlich haben, und von dem sie - wie wir - glauben, sie hätten es sich verdient: dieses Geld wurde ihnen von Gott geschenkt.
Wie kann das sein? Jede und jeder von uns, der berufstätig war oder ist, weiß, dass das Geld vom Arbeitgeber kommt. Auf dem monatlichen Gehaltszettel steht‘s drauf. Man bekommt dieses Geld, weil man ehrlich und sauer dafür gearbeitet hat. Man hat es verdient - und man hat es sich verdient. Davon zu sprechen, dass Gott einem dieses Geld geschenkt hätte, klingt fast zynisch, so, als wollte sich da einer mit fremden Federn schmücken.

Andererseits ist es nicht selbstverständlich, dass wir Arbeit haben. Es gibt viele Menschen, die keinen Job finden; die durch eine Krankheit erwerbsunfähig wurden; die zu wenig bekommen, um davon leben zu können. Es ist nicht, oder zumindest nicht nur, unser Verdienst, dass wir einen Beruf erlernen konnten, eine Stelle fanden, die uns und unsere Familien ernährt, und dass wir gesund geblieben sind. Es hätte auch ganz anders kommen können, und es könnte jederzeit anders kommen.

Deshalb feiern wir ja heute auch Erntedank: Weil es auch nicht selbstverständlich ist, dass wir in einem reichen Land leben, das genug preiswertes Essen für alle produziert. Dass es immer noch genug Jugendliche gibt, die den anstrengenden und unsicheren Beruf des Landwirts ergreifen; dass dank der Imker immer noch Bienen fliegen und unsere Obstbäume bestäuben; dass Eltern und Großeltern im Garten ackern, einmachen und einkochen, damit wir Marmelade, Kompott und Gemüse aus dem Garten essen können.

IV
Paulus möchte das Denken der Korinther und unser Denken verändern. Er möchte, dass wir nicht mehr denken:
Das habe ich geschafft!
Das habe ich verdient!
Das steht mir zu!,
sondern dass wir denken:
Das hat Gott mir geschenkt.
Das habe ich nicht mehr verdient als andere.
Anderen steht das selbe zu wie mir.

Paulus möchte aber nicht nur, dass wir unseren Verdienst nicht als eigenen Verdienst ansehen, er möchte noch mehr:
Er möchte, dass wir lernen, auf Gott zu vertrauen.
Dabei beruft er sich auf das Evangelium von Christus, der gesagt hat (Matthäus 6,25.32-33):
„Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet … Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen“.

Damit ist nun nicht gemeint, dass man einfach so in den Tag hinein leben soll. Jesus - und auch Paulus - wissen nur zu gut: Von nichts kommt nichts.
Beide haben ein Handwerk gelernt - Jesus Zimmermann, Paulus Zeltmacher. Paulus legt zudem Wert darauf, dass er immer selbst für seinen Lebensunterhalt aufgekommen ist und sich nicht von den Gemeinden bezahlen ließ.

Man muss also für seinen Lebensunterhalt arbeiten, das ist unbestritten.
Die Frage ist aber, wie man seinen Gewinn investiert. Wenn man Geld so vermehren kann wie Pflanzensamen, indem man es anlegt: Wie soll man es am besten anlegen? So, dass es möglichst viele Zinsen bringt, damit man immer mehr davon hat, immer reicher wird? Oder so, dass es andere Früchte trägt - Paulus nennt sie „Früchte der Gerechtigkeit“. Das sind Früchte, die nicht mir selbst zugute kommen, sondern anderen helfen, das selbe zu haben wie ich - also auch genug zu essen, Kleidung, ein Dach über dem Kopf, einen Arbeitsplatz, Frieden, Schulbildung und eine Zukunft für die Kinder …

V
Ich denke, jetzt verstehen wir, was die Kollekte ist:
Sie ist eine Investition, eine Geldanlage.
Sie bringt nicht mir Gewinn und Zinsen, sondern den Menschen, für die sie bestimmt ist. Insofern ist sie eine Investition in die Zukunft - in die Zukunft dieser Menschen.
Ich persönlich habe nichts davon - diese Menschen erfahren ja nicht einmal, dass das Geld von mir kam.
Und trotzdem ernte ich etwas: ich ernte „Früchte der Gerechtigkeit“.
Davon kann ich mir nichts kaufen. Aber vielleicht meine Kinder und Enkel.
Denn die „Früchte der Gerechtigkeit“ machen unsere Welt menschlicher, weil sie Menschenleben retten oder ermöglichen.
Sie machen sie heil, weil sie Ungerechtigkeiten heilen.
Sie machen sie schön, weil dadurch Menschen glücklich werden.
Ich glaube, diese Investition kann man mit keinem Geld der Welt aufwiegen.

Jetzt ist eigentlich alles zur Kollekte gesagt und bedacht.

Aber Paulus ist noch nicht fertig. Er dreht noch eine letzte gedankliche Kurve, er sagt: die Kollekte bewirkt Dank. Dieser Dank gilt nicht denen, die sie gegeben haben, sondern Gott. Und zwar Gott nicht deshalb, weil Geld zu Leuten kam, die es benötigten - diese Leute wissen ja, von wem es kam: Von den Korinthern, aus ihrem Vermögen, von ihrer Hände Arbeit.

Nein, der Dank gilt Gott deshalb, weil er die Korinther so reich beschenkt hat, dass sie von sich aus etwas von ihrem Besitz abgeben. Die Kollekte ist also ein Zeichen ihres Gottvertrauens, ihres Glaubens: Er ist so groß, dass sie ihr Geld nicht kleinlich einteilen, nicht geizig zurückhalten, sondern großzügig von dem abgeben, was sie haben.

Diese letzte Gedankenbogen des Paulus ist ungemein wichtig.
Denn die Kollekte ist keine moralische Verpflichtung - deshalb betont Paulus auch, dass sie aus freien Stücken und fröhlich gegeben werden soll.
Sie ist vielmehr ein direkter Ausfluss des Glaubens:
Nur, wer sich so bei Gott geborgen und von Gott getragen weiß,
nur wer Gott so dankbar ist für das, was er hat,
nur der kann aus vollem Herzen und mit vollen Händen geben.

Die Kollekte am Ausgang ist keine heimliche zweite Kirchensteuer.
Sie ist die Gelegenheit, unseren Glauben zu überprüfen:
Sind wir dankbar?
Fühlen wir unsere Sorgen bei Gott aufgehoben?
Vertrauen wir Gott?

So, wie wir für uns diese Fragen beantworten können, so sollten wir geben.

Amen.