Freitag, 5. März 2021

Nachahmer Gottes

Gedanken zum Predigttext für den Sonntag Okuli, 7.3.2021, Epheser 5,1-9
„Werdet Nachahmerinnen und Nachahmer Gottes als geliebte Kinder!”

Nachahmerin, Nachahmer Gottes werden, diese Aufforderung klingt verführerisch. Sie ist aber auch ein Anspruch, an dem man nur scheitern kann. Wer könnte es wagen, wie Gott sein zu wollen? Selbst mit einem übergroßen Ego Gesegnete wie Donald Trump scheuen vor diesem letzten Schritt zurück - auch wenn Trump kurz davor war, als er sein Buch „The Art of the Deal” mit der Bibel verglich. Sie ahnen vielleicht, dass ihnen andernfalls das gleiche Schicksal droht as den Fischer sin Fru, die der „Buttje in de See” zwar noch Päpstin werden ließ, aber als sie sein wollte wie Gott, da saß sie wieder in ihrem alten Pisspott, wo sie hergekommen war.

Wie Gott sein zu wollen, ist verführerisch. Aber man ahnt, dass dieser Wunsch kein gutes Ende nimmt. Warum drängt uns der Epheserbrief dennoch dazu? Der Epheserbrief spricht uns als „geliebte Kinder” an. Damit weist er uns einen Platz zu: Gott ist der Vater, wir seine Töchter und Söhne. Es geht also nicht darum, Gottes Stelle einzunehmen, sondern darum, es Gott gleich zu tun, wie Kinder ihren Eltern nacheifern.

Kinder lernen von ihren Eltern. Zuerst kopieren sie, was die Eltern tun. Später grenzen sie sich mehr oder weniger stark von ihren Eltern ab und tun manchmal das genaue Gegenteil, leben z.B. vegetarisch, wenn es zuhause Fleisch zu essen gab, oder fahren mit dem Fahrrad, wenn die Eltern viel Auto fuhren.
Werden die Kinder selbst Eltern, stehen sie vor der Frage, was sie von ihrer Erziehung an die eigenen Kinder weitergeben und was sie anders machen wollen. Jede Generation hat da ihre eigenen Überzeugungen. Und jede Generation erfindet in gewisser Weise dabei das Rad neu. Die Eltern, die jetzt Großeltern sind, können sich entspannt zurücklehnen und zusehen, wie ihre Kinder mit den selben Problemen kämpfen wie sie damals, und wie sie zwar anders, aber letztlich genauso scheitern wie sie.
Doch wenn es einigermaßen gut ging, dann haben die Eltern ihren Kindern ihre Liebe gegeben. Liebe, aus der Mitgefühl, Verständnis, Stolz und Respekt erwachsen. Wenn Liebe die Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder leitete, und wenn Liebe die Eltern noch immer mit ihren Kindern verbindet, dann kann nicht allzuviel schief gehen. Und dann werden die Kinder auch an ihre Kinder die Liebe weitergeben, die sie erfahren haben und die ihre Eltern noch immer für sie empfinden.

Und so ist es auch mit unserem Verhältnis zu Gott. Gott liebt uns so, wie unsere Mutter, unser Vater uns geliebt haben, wenn es gut ging, und wie sie uns noch immer lieben. Nur, dass Gottes Liebe frei ist von Stimmungsschwankungen, Irritationen, Kränkungen und Missverständnissen. Gott liebt uns immer, bedingungslos. Mit einer so tiefen Liebe, dass wir sie niemals ausschöpfen, niemals wirklich ermessen können. Als geliebte Kinder Gottes leben wir aus dieser Liebe. Und so, wie wir, wenn es gut ging, die Liebe, die wir von unseren Eltern erfuhren, an unsere Kinder weitergeben, so geben wir die Liebe, die Gott uns schenkt, an unsere Mitmenschen weiter. Auf diese Weise werden und sind wir Gottes Nachahmerinnen und Nachahmer.