Mittwoch, 21. Oktober 2015

Kein Vergleich

Predigt am 21. Sonntag nach Trinitatis, 25.10.2015, über Matthäus 5,38-48

Liebe Schwestern und Brüder,

normalerweise besitzt man ein sicheres Gespür für das, was gerecht und was ungerecht ist. Wer Geschwister hatte, achtete früh darauf, dass das Eis in genau gleiche Portionen aufgeteilt wurde - und lernte zugleich, dass auch die anderen Geschwister sehr genau darauf schauen, dass niemand mehr bekommt als der andere.
In der Schule lernt man, sich selbst im Verhältnis zu den anderen einzuschätzen. Wenn ein Mitschüler für die gefühlt gleiche Leistung besser benotet wird als man selbst, ist das ungerecht. Andererseits empfindet man es selten als ungerecht, wenn man besser bewertet wird als die Mitschülerin.

Unser Sinn für Gerechtigkeit entwickelt sich früh und reagiert sehr sensibel, wenn wir uns ungerecht behandelt fühlen. Manche Menschen können es gut aushalten, wenn andere Menschen ungerecht behandelt werden, gehen aber sofort auf die Barrikaden, wenn sie sich selbst ungerecht behandelt wähnen. Die zahlreichen Protestierer, die gegen die Aufnahme von Flüchtlingen Woche für Woche auf die Straße gehen, sind ein gutes Beispiel dafür. Ihr Antrieb ist nicht, wie sie vorgeben, die Sorge um unser christliches Abendland - weder sind sie praktizierende Christen, noch sind sie der deutschen Sprache besonders mächtig. Sie werden angetrieben von dem Gefühl, dass ihnen Unrecht geschieht, weil andere etwas bekommen - und seien es Almosen -, und sie nicht.

Und dann gibt es den interessanten Fall, dass sich unser Gerechtigkeitssinn sozusagen schlafen legt. Ein schönes Beispiel dafür sind die Spielfilme um den Gentleman-Gauner Danny Ocean, Ocean's 11, 12 und 13. Als Zuschauer wird man Zeuge galanter, perfekt geplanter und trotz aller Widrigkeiten bravourös durchgeführter Einbrüche. Man fiebert mit den Einbrechern mit, dass ihnen der Coup gelingen und man sie nicht im letzten Moment erwischen möge. 
Dabei handelt es sich ganz klar um Straftaten, schwere Straftaten sogar. Was sie für den Zuschauer akzeptabel macht ist, dass die Ganoven so gut aussehen, so witzig und charmant sind, und dass es immer einen unfairen, fiesen Bösewicht trifft, der es nicht besser verdient hat. Einem Robin Hood vergeben wir gern seine Ungerechtigkeit - solange er uns nicht bestiehlt.

Diese drei Fälle - das Teilen unter Geschwistern und das bewertet Werden in der Schule, der Neid auf das, was andere haben oder bekommen, und die Schadenfreude, wenn ein Bösewicht hereingelegt wird, stecken das Feld ab, in dem sich die beiden Abschnitte der Bergpredigt vom Vergelten und von der Feindesliebe bewegen.

In diesen beiden Abschnitten erwartet Jesus nicht weniger von uns, als dass wir unseren Sinn für Gerechtigkeit dauerhaft abschalten sollen - nicht nur für den Fall eines Gentleman-Ganoven, sondern auch dann, wenn ein ganz besonders fieser, unsympathischer Mensch uns Unrecht tut.

Allerdings sollen wir das nur tun in Bezug auf Ungerechtigkeiten, die uns widerfahren. Dabei würde uns der Verzicht auf das Registrieren von Ungerechtigkeiten unseren Mitmenschen gegenüber viel leichter fallen. Manchen gelingt es, wie gesagt, problemlos, darüber hinwegzusehen, dass andere ungerecht behandelt werden. Je weiter entfernt von uns jemand Unrecht erleidet, desto weniger bekümmert es uns. Um z.B. die Ungerechtigkeit zu erkennen, die unsere Wirtschaftsordnung in den Staaten der sogenannten "Dritten Welt" verursacht, und um unsere Mitschuld daran zu empfinden, bedarf es schon einer enormen Anstrengung. 

Sie ist aber nichts im Vergleich zu der Anstrengung, die es uns kostet, das zu tun, was Jesus von uns verlangt: Auf Gerechtigkeit für uns zu verzichten. Nicht anderes steckt hinter dem Verzicht auf Vergeltung. Aber wer kann sich so beherrschen, dass er nicht zurückschlägt, wenn er geschlagen oder beleidigt wird, sich nicht wehrt, wenn man ihm das letzte Hemd nehmen will?

Auch beim Gebot, unsere Feinde zu lieben, geht es letzlich um den Verzicht auf unsere Gerechtigkeit. Wenn sich jemand uns zum Feind gemacht hat, tat er uns Unrecht, schweres Unrecht sogar. Statt dieses Unrecht zu verfolgen und durch Bestrafung Gerechtigkeit herzustellen, will Jesus, dass wir das Unrecht nicht nur geschehen lassen, sondern die, die so etwas tun, auch noch lieben
Das ist uns ja nicht einmal bei unseren Geschwistern gelungen - und da ging es nur darum, wer die größte Portion bekam. Es gelang und gelingt uns nicht bei unseren Freundinnen und Klassenkameraden, als es um die Schulnoten ging. Und es gelingt uns auch da nicht, wo die meiste und größte Liebe im Spiel ist: in unseren Beziehungen sehen wir nicht ein, zurückzustecken, wenn wir uns im Recht wähnen oder das Gefühl haben, die Partnerin, der Partner nehme sich mehr heraus, als ihr oder ihm zusteht.

Was Jesus da von uns verlangt: der Verzicht auf Gerechtigkeit für uns, das ist uns unmöglich. Mit größter Willensanstrengung schaffen wir es in dem einen oder anderen minderen Fall vielleicht, einmal Fünfe gerade sein zu lassen. Aber dauerhaft zurückstecken, immer nachgeben, sich jedes Mal auf die Zunge beißen, wenn man sein Recht einfordern möchte? Das ist unmöglich. Das kann Jesus nicht von uns verlangen!

Wie kommt er eigentlich dazu, eine so unrealistische Forderung an uns zu stellen? Jesus erklärt es im letzten Satz: "Seid vollkommen, wie auch euer Vater im Himmel vollkommen ist."
Was sagt Jesus da? Sollen wir etwa so sein wie Gott? Endet solch Übermut nicht immer böse, wie das Märchen vom Fischer und seiner Frau demonstriert: Jeden Wunsch seiner Frau erfüllt der Butt dem Fischer, sie wird Königin, sogar Päpstin. Doch als sie so sein will wie Gott, da landet sie wieder dort, wo sie hergekommen ist: in ihrem Pisspott.

Die Bibel hat der Warnung davor, wie Gott sein zu wollen, einen Namen und eine Gestalt gegeben: Der Erzengel Michael trägt diese Warnung im Namen: Mi-cha-el, diese hebräische Frage heißt auf Deutsch: Wer ist wie Gott? Die Antwort darauf lautet natürlich: niemand, nicht einmal ein Engel. Der Engel, der es sein wollte, Luzifer, wurde vom Himmel gestürzt. Auch diese Geschichte vom Engelssturz ist eine Warnung vor dem Hoch- und Übermut, wie Gott sein zu wollen.

Hier sei noch angemerkt, dass der Engel mit der Warnung im Namen der Nationalheilige der Deutschen ist: der "deutsche Michel". Offenbar haben wir Deutschen, die wir ja schon einmal von einem tausendjährigen Reich träumten, mit schrecklichen, verheerenden Folgen für die Welt - es besonders nötig, vor solchem Hoch- und Übermut gewarnt zu werden.

Wenn wir aber nicht wie Gott sein sollen und es ja auch nicht können, warum verlangt Jesus es trotzdem von uns? Will er uns damit, wie auch mit seiner unmöglichen Forderung, auf unsere Gerechtigkeit zu verzichten, in die Verzweiflung stürzen? Will er, dass wir jeden Tag auf's Neue scheitern, uns als Versager, als schlecht, klein, schuldig und unfähig fühlen?
Dieses Gefühl ist Christinnen und Christen über Jahrhunderte von ihrer Kirche geradezu eingebläut worden. Martin Luther wurde dadurch zu seiner reformatorischen Entdeckung getrieben, weil er das Gefühl der Unwürdigkeit, der Schuld und des Kleingemachtwerdens, das ihm seine Kirche vermittelte, nicht mit den Worten und dem Handeln Jesu überein bringen konnte.

Wir haben Jesus gründlich missverstanden, wenn wir glauben, er wolle uns demütigen und klein machen. Das Gegenteil ist der Fall: vom Zöllner Zachäus bis zur Ehebrecherin holt Jesus Menschen aus den Ecken, in die sie von anderen gestellt wurden oder in die sie selbst sich stellten.
Die Vollkommenheit, die Jesus sich von uns wünscht, besteht demnach nicht darin, so zu sein wie Gott. Sie besteht in einer Ähnlichkeit oder Übereinstimmung mit Gottes Vollkommenheit: "Seid vollkommen wie euer Vater im Himmel vollkommen ist". 

Worin aber besteht Gottes Vollkommenheit? Darin, dass seine Sonne über Bösen und Guten scheint, dass er regnen lässt über Gerechte und Ungerechte. Gott ist dabei nicht der große Gleichmacher, der nicht unterscheiden würde zwischen Recht und Unrecht, Gut und Böse, und dem alles gleichgültig wäre. Gott unterscheidet, und seit dem Sündenfall können auch wir diese Unterscheidung treffen: Wir wissen, was gut und was böse, was gerecht und was ungerecht ist. 

Gott unterscheidet, aber Gott zieht keine Konsequenzen. Gottes Sonne scheint über allen Menschen, und auch der Regen kommt allen Menschen zugute. Wir finden das ungerecht, und die Psalmbeter des Alten Testaments klagen Gott deswegen an, dass es den gottlosen Menschen gut geht, während die Frommen leiden müssen. 
Wir wissen nicht, warum Gott das tut. Die Bibel erzählt davon, dass beim Jüngsten Gericht die Bösen und Ungerechten von Gott bestraft werden. Aber eigentlich kann uns das gleichgültig sein, denn es ändert nichts am Hier und Jetzt: Hier und jetzt scheint Gottes Sonne auch über ihnen. 

Wir mögen das nicht fair, mögen das ungerecht finden. Aber es ist nicht unsere Sache, über unsere Mitmenschen zu urteilen, sondern allein Gottes. Wenn wir über andere Menschen richten, dann nehmen wir Gott, was allein ihm gebührt, dann wollen wir sein wie Gott - und tun, was wir nicht sollen. Es ist schwer, das auszuhalten, aber Jesus möchte, dass wir damit aufhören; dass wir aufhören, über andere zu urteilen. 

Wir sollen aufhören, uns mit anderen zu vergleichen: Was hat der andere, was ich nicht habe? Warum hat er mehr als ich, Besseres als ich? Uns stört ja nur, wenn jemand mehr und Besseres hat; nicht, wenn es jemandem schlechter geht. 
Wir sollen aufhören, zu vergleichen und statt dessen das Leben annehmen, das wir nun einmal leben, und uns nicht ein anderes, vermeintlich besseres wünschen. 
Wir sollen unseren Körper annehmen, wie er ist, mit all seinen Fettpölsterchen, Falten und Zipperlein, und nicht neidisch auf die Luxuskörper der Models schielen, oder an unserem Körper herumbasteln und herumschnippeln, um ihn einem Ideal ähnlicher zu machen.

Darin besteht die Vollkommenheit, die Jesus sich von uns wünscht: Dass wir das Urteilen Gott überlassen und darauf verzichten, uns ständig mit anderen zu vergleichen. In diesem Verzicht auf den Vergleich sind wir tatsächlich Gott ähnlich: So wie der Erzengel Michael uns daran erinnert, dass niemand wie Gott ist, so haben wir alle einen Engel, der uns daran erinnert, dass niemand so ist wie wir.

Amen.

Montag, 19. Oktober 2015

In die Falle getappt

Predigt am 20. Sonntag nach Trinitatis, 18.10.2015, über Markus 10,2-12

Liebe Schwestern und Brüder,

Fragen können eine Falle sein. Wenn z.B. eine Frau fragt: "findest du mich zu dick?", dann darf ihr Freund oder Ehemann auf keinen Fall antworten: "du hast in letzter Zeit etwas zugenommen, aber "dick" würde ich das nicht nennen". Aber was soll er statt dessen auf ihre Frage antworten? Sagt er: "du siehst super aus, Schatz", ist es zwar ein Kompliment, aber es hat ihre Frage nicht beantwortet, und sie wird bestimmt nachhaken. Sagt er: "du bist doch nicht dick!", dann glaubt sie, er lügt, selbst, wenn er es ehrlich meint. Es wird also gehen, wie es immer geht: er wird sich um Kopf und Kragen reden, und sie wird sich heimlich über sein Bemühen, ihr etwas Nettes zu sagen, freuen.
Es ist aber beileibe nicht so, dass nur Frauen solche Fangfragen stellen! Männer können das mindestens genauso gut, wenn sie die Zuneigung ihrer Freundin oder Frau testen wollen oder hungrig nach einem Kompliment sind.
Und auch im alltäglichen Miteinander stellen wir uns oft solche Frage-Fallen, wie sie die Pharisäer Jesus stellen.

Wo aber haben die Frager im Predigttext ihre Falle versteckt? Zunächst sieht  es nach einer ganz normalen theologischen Diskussion aus, wie sie zwischen einem Rabbi und seinen Schülern oder Fragestellern üblich war: Es wird ein Problem aufgeworfen - hier: die Frage der Ehescheidung - und die dazu maßgebliche Bibelstelle angeführt, die lautet: Mose hat die Scheidung erlaubt. Damit wäre die Frage beantwortet, die Unterhaltung könnte beendet sein. Aber sie hat noch gar nicht richtig begonnen. Den Fragern wie Jesus geht es nämlich darum, wie man diese Bibelstelle *richtig* versteht. Die Frager wollen Jesus provozieren, weil er sich so strikt gegen die Ehescheidung ausspricht, und ihn dazu bringen, Moses zu widersprechen. Jesus erklärt dagegen, das "Dürfen" sei keine generelle Erlaubnis, sondern eine Ausnahme für den Notfall der "Herzenshärte". Diese "Herzenshärte" kann sich so unscheinbar zeigen, wie es Erich Kästner in seinem Gedicht "Sachliche Romanze" beschreibt:

Als sie einander acht Jahre kannten
(und man darf sagen: sie kannten sich gut),
kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.

Herzenshärte kann sich auch in eisigem Schweigen zeigen, mit dem Partner einander mürbe machen, oder in einem heißen Konflikt, der bis zu einem Rosenkrieg eskaliert und am Ende unendliches Leid und die Trümmer einer Beziehung hinterlässt.

Es kommt vor, dass Beziehungen scheitern. Es ist jedesmal schmerzhaft, nicht nur für die Betroffenen, auch für ihre Angehörigen und Freunde. Niemand kann sicher sein, dass die eigene Beziehung davor bewahrt bleibt. Niemand kann das Versprechen lebenslanger Liebe und Treue aus eigener Kraft erfüllen. Dafür, meint Jesus, für diesen schmerzlichen Ausnahmefall, dass die Liebe abhanden kommt und die Beziehung zerbricht, hat Mose die Möglichkeit der Scheidung eröffnet. Nicht aber, um eine Beziehung zu beenden, weil man keine Lust mehr, eine bessere Partie oder eine jüngere, attraktivere Partnerin gefunden hat.

Auch damit könnte die Unterhaltung beendet sein. Jesus hat das Mosewort auf die Ausnahme eingeschränkt, die nicht die Regel darstellen soll. Aber Jesus geht noch einen Schritt weiter: Er führt Verse aus der Schöpfungsgeschichte an, die belegen sollen, dass zwei Menschen, die eine Beziehung eingehen, etwas Neues schaffen. Aus zwei vormals getrennten Menschen wird "ein Fleisch" oder Leib. Die Beziehung hat beide so verändert, dass sie nun nicht mehr auseinanderzuhalten sind, sondern eine untrennbare Einheit bilden.

Warum ist Jesus das wichtig? Kann es dem Glauben darum gehen, zu regeln, wie Menschen in einer Beziehung zusammen leben? Wenn Jesus z.B. mit biblischen Belegen die Vielehe, die Polygamie, vertreten hätte: würden wir dann mit mehreren Partnern zusammen leben? Doch wohl eher nicht, auch wenn von Abraham bis Jakob die biblischen Väter mehrere Frauen hatten. 

Wie Sie wissen, hatte Jesus eine sehr extreme Auffassung, was Beziehungen angeht. In der Bergpredigt sagt er: "Ihr wisst, dass es heißt: 'Du sollst nicht die Ehe brechen!' Ich aber sage euch: Jeder, der eine Frau mit begehrlichem Blick ansieht, hat damit in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen." (Matthäus 5,27-28)
Man hat Jesus wegen dieser Worte Leib- und Lustfeindlichkeit unterstellt. Wenn man Jesu Worte als Gebot auffassen wollte, dann könnte man nur noch mit verbundenen Augen durch's Leben gehen - oder sich in ein Kloster zurückziehen. Aber auch dort sind andere Männer bzw. Frauen, die Begierden wecken können, und die Geschichte lehrt, dass das ja durchaus regelmäßig geschah. Wir Menschen sehen einander auch als mögliche Geliebte an. So singt Wolf Biermann:

Das mit den Männern und den Fraun
ich kann nie nicht kein Weib anschauen
ganz ohne mich zu fragen ob
sie mit mir könnte, ich mit ihr?
Wir können nicht anders, das ist Teil unseres Menschseins. Wer uns das nehmen wollte, der wollte, dass wir keine Menschen mehr sind. 

Diese extreme Haltung Jesu wurde oft auch missverstanden als Verschärfung des sechsten Gebotes "Du sollst nicht ehebrechen". Daraus entwickelte sich eine protestantische Prüderie, die Jugendlichen den Besuch der Disco und sexuelle Erfahrungen vor der Ehe verbot, die von den Gläubigen "züchtige" Bekleidung forderte und Männlein und Weiblein in der Kirche strikt trennte. 
Aber Jesus verbietet uns nicht das Flirten, sondern weist uns auf eine Ordnung hin, der wir unterworfen sind. Dabei geht es ihm nicht darum, eine neue Ordnung aufzustellen und Gebote zu erlassen, die ein Mensch unmöglich erfüllen kann. Ihm geht es darum, die bereits bestehende Ordnung in Erinnerung zu rufen, die besagt: eine Beziehung ist etwas Besonderes. Sie verändert die beiden Menschen, die daran beteiligt sind. Sie wirkt so tiefgreifend, dass dabei etwas Neues entsteht. Dieses Neue soll man schätzen und schützen und nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. 
Jesus möchte, dass man sich an diese Ordnung der Beziehung ohne Ausflüchte und Hintertüren hält. Dazu braucht er nicht einmal die zehn Gebote. Es reichen ihm ganze zwei: "Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit aller Kraft und deinen Nächsten wie dich selbst". 

Jesus hat keine "Überregulierung" im Sinn, sondern den Abbau von Regeln. Das funktioniert aber nur, wenn wir Menschen mitspielen. Normalerweise verstehen wir Regeln als Einschränkung unserer Freiheit. Sie provozieren uns zum Widerspruch. "Regeln sind dazu da, um gebrochen zu werden", sagt man. 
Regeln übertreten hat seine Zeit: Heranwachsende müssen Grenzen austesten und überschreiten - ihre, und die der anderen -, um zu wissen, wer sie sind und wie das Leben funktioniert. Und Regeln halten hat seine Zeit: Eines Tages ist man erwachsen. Eines Tages lernt man, dass Ordnung und Regeln einen Sinn haben; jeder Mensch braucht sie zum Leben. Solange man sich aber weigert, erwachsen zu werden, und Regeln weiterhin als Einschränkung seiner Freiheit verstehen will, wird man nach immer neuen Schlupflöchern und Ausnahmen suchen, um diese Regel doch nicht befolgen zu müssen, um angebliche Freiheit für sich zu gewinnen. Weil man immer wieder die Ausnahme von der Regel sucht und sein will, kommt es zur Überregulierung: das Schlupfloch, das jemand gefunden und genutzt hat, wird mit einer neuen Regel zugestopft - doch dabei entsteht wieder eine neue Lücke, die man schließen muss, und so geht es immer weiter. Auf diese Weise wurde auch der Scheidebrief missbraucht: eigentlich sollte er eine Ausnahme regeln. Doch er wurde zum Mittel, die Ausnahme zur Regel werden zu lassen. Jesus dagegen möchte, dass die Ausnahme eine Ausnahme bleibt, dass wir beim Eingehen einer Beziehung nicht schon mit deren Scheitern rechnen oder es gar mit einplanen. 

Jesus möchte, dass wir die Gebote nicht als Mauern und Grenzen sehen, die unsere Freiheit einschränken, sondern dass wir sie als Fundament unserer Freiheit entdecken. Wenn es z.B. ums Flirten geht, dann sollen wir wissen, was wir tun. Wir sollen uns nichts vormachen, als wären ausgerechnet wir immun gegen die Blicke und die Schönheit eines anderen Menschen. Sondern wenn wir Blicke werfen oder erwidern, sollen wir dabei ehrlich sein und die Beziehung, in der wir uns befinden, nicht verleugnen. Wir sollen Grenzen respektieren - unsere, und die des anderen Menschen. So haben wir die Freiheit, einem anderen Menschen zu zeigen, dass wir ihn nett finden, attraktiv, sympathisch, ohne dass der andere uns missverstehen oder sich von uns bedrängt fühlen muss.

Jetzt verstehen wir, glaube ich, besser, was Jesus über Scheidung und Ehebruch sagt. Er stellt keine Ordnung für die Ehe auf, verkündet auch nicht die Unauflöslichkeit der Ehe, sondern will, dass wir liebevoll miteinander umgehen und unsere Liebe nicht verraten. Jesus will, dass wir uns für die Liebe einsetzen, uns ihr anvertrauen, sie leben - in unserer Beziehung, wie im Alltag. 

Das versteht Jesus unter Gebotserfüllung: wir sollen das Gebot nicht als Einschränkung erleben, sondern als Basis, auf der alles andere aufbaut. Die Gebote der Gottes- und Nächstenliebe sollen uns erfüllen und jeden unserer Schritte bestimmen. Dann reichen auch diese beiden Gebote aus:
Wer von der Nächstenliebe erfüllt ist, der wird nicht überlegen, wie er sich vor dem Helfen drücken kann, sondern zupacken, wenn er gebraucht wird. 
Wer von der Gottesliebe erfüllt ist, wird Gott nicht nur auf den Sonntag und die Kirche beschränken, sondern die ganze Welt als Gottes Schöpfung begreifen, und alle Menschen und Tiere als Gottes Geschöpfe, unsere Geschwister.

Zum Erwachsensein gehört, Grenzen zu erkennen und zu respektieren. Erst, wenn man Grenzen anerkennt, ist man wirklich frei. Und zum Erwachsensein gehört, diese Grenzen nicht als Einschränkung, sondern als Ermöglichung meiner Freiheit anzunehmen. 

Ein theologisches Streitgespräch zwischen Jesus und den Pharisäern über das Recht zur Ehescheidung führt weit über Ehe und Partnerschaft hinaus. Es führt uns zum Fundament unseres Zusammenlebens, unserer Beziehungen untereinander, und zu Gott. Dieses Fundament wird gebildet durch das Respektieren von Grenzen. Der Grenzen untereinander: Ich bin ich, und du bist du. Du musst nicht so sein, denken, handeln und fühlen wie ich, und ich muss nicht so sein, denken, handeln und fühlen wie du. Und der Grenzen zwischen Gott und Mensch: Gott ist Gott, damit der Mensch Mensch bleiben kann. Wir müssen nicht so sein wie Jesus. Wir können es gar nicht. Wir sollen und dürfen Menschen sein dund Menschen bleiben. Menschen mit ihren Irrtümern und Fehlern. Menschen, die manchmal gierig und neidisch, manchmal wütend und ungerecht, manchmal egoistisch und manchmal voller Selbstmitleid sind. Menschen, die Grenzen haben. Wenn wir um unsere Begrenztheit wissen und sie annehmen, finden wir die Freiheit, anders zu handeln. Freigiebig sein statt gierig, uns am Glück oder Erfolg anderer freuen, statt sie zu beneiden. Vergeben, statt auf den anderen wütend zu sein, und fair handeln, statt ungerecht. An andere denken, statt an uns selbst, und Mitgefühl zeigen, statt in Selbstmitleid zu versinken.

Nicht die Frager stellen Jesus eine Falle. Jesus stellt ihnen und uns eine Falle: Er will uns dazu verleiten, unsere Grenzen anzunehmen, um uns so zur wahren Freiheit der Kinder Gottes zu verhelfen. In diese Falle möchte er uns locken - gebe Gott, dass wir hineintappen!
Amen.

Freitag, 16. Oktober 2015

Predigt und Gebete zum Kirmesgottesdienst Eckardtsleben

Predigt zum Kirmesgottesdienst in Eckardtsleben am 16.10.2015 über Lukas 19,1-10

Liebe Festgemeinde,

“über Geld spricht man nicht; Geld hat man”, sagt eine Redensart. Man spricht über alles mögliche gern - über die Familie, über den Nachbarn, über die Arbeitskollegen, sogar über etwas sehr Persönliches wie die eigene Krankengeschichte. An diesem Kirmeswochenende wird es reichlich Gelegenheit für Gespräche geben. Aber über eines wird dabei ganz bestimmt nicht gesprochen werden: Über's Geld. Beim Geld hört die Freundschaft auf. Selbst die eigenen Kinder wissen nicht, was ihre Eltern verdienen. Wie viel man verdient, und wie viel man auf der hohen Kante hat - das sind Tabuthemen, über die man keine Auskunft gibt.

Manchmal muss man aber doch Auskunft geben: bei der jährlichen Steuererklärung. Entsprechend unbeliebt machen sich die Leute, die einem von Berufs wegen ins Portemonaie schauen. Finanzbeamter ist ein guter, sicherer Beruf. Aber man erzählt nicht, dass man beim Finanzamt arbeitet; das behält man lieber für sich. Denn wer anderen Leuten etwas von ihrem Geld wegnimmt, macht sich unbeliebt. Das war immer so, auch schon zur Zeit Jesu. Damals kam der Steuerbescheid noch nicht per Post, sondern in Person des Steuereintreibers. Und der ließ auch keine mindernden Umstände gelten, sondern wollte Geld - am besten gleich, bar auf die Hand.

Nun kann man fragen, ob so eine halbe Portion wie Zachäus ernst genommen wird, wenn sie vor der Haustür steht und die Hand aufhält. Aber die Steuereintreiber damals wussten sich zu helfen: Sie hatten stets eine schlagkräftige Truppe bei sich, die ihrer Forderung Gehör verschaffte.
Solche Auftritte vergrößerten nicht gerade die Beliebtheit der Steuereintreiber und Zöllner. Noch schlimmer war, dass sie für die römische Besatzungsmacht arbeiteten. Die Steuereintreiber waren Kollaborateure, sie arbeiteten mit dem Feind zusammen - und wer mit dem Feind zusammenarbeitete, war selbst einer.

Bei so einem Volksfeind, bei Zachäus, lädt Jesus sich zum Essen ein. Kein Wunder, dass die Leute sich über Jesus ärgern: Hat er denn keine Ahnung, mit wem er sich da einlässt? Will er sie provozieren? Gibt er nichts auf die Meinung der anderen? Wenn ihm daran liegt, vom Volk gemocht und anerkannt zu werden, hält er sich von so einem besser fern. Wer sich mit einem Feind des Volkes befreundet, wird selbst zum Feind. Wozu dieses Verhalten geführt hat, wissen wir: Jesus war beim Volk unten durch. Die, die ihn als Erlöser und Held begrüßten, forderten bald seinen Tod.

Eine alte Geschichte aus längst vergangenen Tagen. Fast 2.000 Jahre sind vergangen, seit Lukas diese Geschichte über Jesus aufgeschrieben hat, eine unglaublich lange Zeit: In 2.000 Jahren hat sich unsere Welt vollkommen verändert. Wir wissen unendlich viel mehr als die Menschen damals. Wir können Dinge tun, die man selbst vor 200 oder 100 Jahren noch für unmöglich hielt. Wir leben in einer Demokratie, sind aufgeklärte Menschen, frei von Vorurteilen.

Unsere Welt hat sich grundlegend geändert in 2.000 Jahren. Aber wir - wir sind eigenartigerweise nicht anders als die Menschen damals. Die Geschichte von Zachäus, die verstehen wir, auch wenn es bei uns keine Zolleintreiber mehr gibt. Denn Menschen, die bei allen unten durch sind, die gibt es auch bei uns. Menschen, mit denen man sich nicht abgibt, mit denen man nichts zu tun hat, wenn man nicht die Freundschaft der anderen verlieren will.

Gerade auf dem Dorf, wo jede jeden kennt, wo man Dinge voneinander weiß, die man lieber vor den anderen verbergen würde - gerade auf dem Dorf ist es besonders schmerzlich, wenn man in die Rolle des Zachäus gerät. Weil man sich kaum aus dem Weg gehen kann, und weil man täglich daran erinnert wird, was die anderen von einem halten. 
Gerade bei einer Kirmes, die ja ein Fest des ganzen Dorfes, der Dorfgemeinschaft ist, fällt es auf, wenn jemand nicht kommt, dieses Fest nicht mitfeiert. Und es fällt auch auf, wenn jemand, der gekommen ist, abseits steht, keinen Gesprächspartner findet, sein Bier allein trinken muss.

Zum Zachäus wird man nicht von ungefähr. Es ist etwas vorgefallen, etwas Schwerwiegendes. Es gab einen Streit, man war gemein, man hat jemanden beleidigt, man verweigerte Hilfe, hat jemanden über's Ohr gehauen oder sogar verraten. Die anderen sind oft zu recht böse auf so einen Zachäus. 
Manchmal bekommt man diese Rolle auch durch ein Missverständnis, das nie aufgeklärt wurde. Man bekommt sie, weil man nicht mitmachen wollte, weil man anders ist, andere Interessen hat. Manchmal reicht schon der Besuch der falschen Schule aus, um einen zum Außenseiter werden zu lassen.
Dagegen kann man nichts machen. Was passiert ist, ist nun mal passiert. Man muss seine Rolle als Außenseiter annehmen und lernen, damit zu leben.

Eigenartigerweise will Jesus das nicht. Er akzeptiert nicht die Rolle, die man Zachäus zugewiesen hat. Dabei wohnt er nicht einmal im Ort; er ist bloß auf der Durchreise. Warum mischt er sich in fremde Angelegenheiten ein, und warum ergreift er dann auch noch die Partei des Schuldigen, des verhassten Zöllners?
Weil nur er, der Außenstehende, sieht, was los ist. Alle anderen haben sich mit den Verhältnissen arrangiert: die Leute haben akzeptiert, dass man sich mit diesem Zöllner nicht einlässt. Und Zachäus hat sich damit abgefunden, dass niemand etwas mit ihm zu tun haben will. Er unternimmt ja nicht einmal den Versuch, durch die Menschenmenge nach vorn durchzukommen, wo Jesus ist, denn er weiß: es würde ihn sowieso keiner durchlassen. Er läuft voraus, solange der Weg noch frei ist, und klettert auf einen Baum.

Jesus durchschaut, dass Zachäus nicht wegen seiner geringen Körpergröße auf dem Baum sitzt. Sondern weil es für ihn die einzige Möglichkeit ist, mit Jesus in Kontakt zu treten - dem einzigen, der noch keine Meinung über ihn hat; dem einzigen, der vielleicht noch mit ihm reden würde. Jesus sieht, was Zachäus unternimmt, um diese Chance zu erhalten.

Das ist es, worum es in dieser Geschichte geht: um Chancen, um Gelegenheiten. Um den winzigen Augenblick, in dem etwas möglich ist, was vorher nicht ging und nachher nicht mehr gehen wird. Zachäus ist mit viel Mühe auf den Baum geklettert. Er macht sich lächerlich dort oben. Die Leute werden mit dem Finger auf ihn zeigen und sich köstlich amüsieren. In diesem Augenblick ist Zachäus das alles aber vollkommen gleichgültig. Denn in diesem Augenblick hat er die Chance, mit einem zu reden, der ihn nicht so sieht wie alle anderen, weil er ihn noch nicht kennt.

Jesus erkennt, was der Zöllner auf sich nimmt, um ihn zu sehen; deshalb spricht er ihn an. Jesus erkennt die einmalige Gelegenheit, die sich da eröffnet hat, und ergreift sie: er lädt sich bei Zachäus zum Essen ein. Das ist kein Schnorren, wie wir es heute vielleicht empfinden würden. Damals war es eine große Ehre, wenn man einen so berühmten Menschen wie Jesus beherbergen durfte. Eine Ehre, um die sich viele gerissen hätten. Zachäus wird diese Ehre zuteil, und davon ist er so überrascht, dass er sein Leben ändert: Das, womit er sich andere zu Feinden gemacht hat, lässt er bleiben. Und was er auf unrechte Weise erworben hat, gibt er mit Zinsen zurück.

Ich höre diese Geschichte als Mutmachgeschichte: Es ist möglich, alte Feindschaften zu überwinden. Es funktioniert nicht einseitig, und nicht mit Gewalt. Es geht auch nicht, ohne dass man falsches Verhalten aufgibt und sich ändert. 
Vor allem aber geht es nicht ohne den richtigen Augenblick. Es kommt vor allem darauf an, im entscheidenden Moment aufzupassen, dass man die Hand nicht übersieht, die einem zur Versöhnung entgegengestreckt wird, sondern sie ergreift, bevor sie wieder zurückgezogen wird. Dass man die Entschuldigung nicht überhört, sondern sie wahrnimmt, bevor der andere für immer verstummt - auch wenn sie nicht so klingt, wie man es erwartet hatte. Dass man zulässt, dass jemand einem etwas Gutes tun will, und den anderen nicht dadurch kränkt, dass man ihn abweist.

Eine Gemeinschaft, wie die Gemeinschaft dieses Dorfes, lebt davon, dass es Menschen gibt, die solche kostbaren Momente erkennen und nicht verstreichen lassen. Eine Gemeinschaft lebt von der Bereitschaft Einiger, ihr Denken zu ändern und ihre Urteile zu überdenken, Dinge neu und anders zu sehen. Dazu bedarf es oft eines Anstoßes von außen, wie ihn Jesus dem Zachäus und seinen Mitbürgern gab.

Im Moment kommen viele Menschen aus fremden Ländern zu uns. Manche sehen in ihnen eine Bedrohung unserer Kultur, unserer Lebensweise, unseres Wohlstands, unserer Arbeitsplätze. So werden sie für manche zu Ausgestoßenen, wie Zachäus einer war. Versuchen wir, unser Denken beweglich zu halten und die Chancen zu erkennen, die in ihrem Kommen liegen. 

Versuchen wir auch, im täglichen Miteinander ab und an aus den Bahnen unseres Denkens und unserer Gewohnheiten auszubrechen und einen neuen Blick auf alte Feinde zu werfen. Vielleicht gewinnen wir auf diese Weise neue Freunde. Denn: wer weiß, wer zu uns unterwegs ist. Gott und das Glück kommen inkognito. 

An diesem Wochenende der Kirmes wird es viele solcher Momente geben: Momente, in denen wir über unseren Schatten springen und unseren Blick auf die anderen ändern können. Momente, in denen wir Menschen aus der Ecke holen können, in die wir sie gestellt, oder in die sie sich selbst gestellt haben. Gebe Gott, dass wir diese Momente nicht verpassen, wenn sie da sind.
Amen.


Eingangsgebet

Gott, du lädst uns ein in die Kirche,
in dein Haus, in dem wir dir begegnen können.
Wir feiern Gottesdienst.
Unser Glaube lebt von Festen,
von der Gemeinschaft, vom Teilen.
Das gibt uns Ideen für unser Leben im Alltag,
im Dorf, auf der Arbeit, für die Feier der Kirmes heute.
Dafür danken wir dir und bitten dich:
Hilf uns, zu erkennen,
dass ein Gottesdienst keine Trauerfeier ist,
sondern ein Fest wie die Kirmes;
dass die Kirche kein Museum ist,
sondern ein Ort, an dem Menschen sich begegnen;
und dass du kein Märchen aus alter Zeit bist,
sondern unser lebendiges Gegenüber,
damit deine Kirche der Mittelpunkt unseres Dorfes bleibt
und von der Gemeinde gute Ideen für unseren Ort ausgehen.
Das bitten wir dich durch Jesus Christus,
deinen Sohn, unseren Bruder,
der sich mit dir und dem Heiligen Geist an unserem Leben freut 
und unser Leben begleitet. Amen.

Fürbitten

Jesus, unser Bruder,
auch du hast gern gefeiert. "Fresser und Weinsäufer" haben dich die Leute genannt. Du hast dich des Lebens gefreut und du willst, dass auch wir uns unseres Lebens freuen können. Allen Menschen gönnst du Glück und Gutes in ihrem Leben. Darum hast du uns aufgetragen, vor Gott an andere Menschen zu denken. Das wollen wir jetzt tun und dabei zu Gott rufen: Erhöre uns, Gott.

Jesus, du hast mit deinen Jüngern das Abendmahl gefeiert.
Wir danken dir, dass wir heute Kirmes im Dorf feiern.
Wir danken dir für all die vielen Helfer, die das möglich gemacht haben, und bitten dich:
Lass uns ein fröhliches Fest feiern, das allen in guter Erinnerung bleibt.
Gib, dass die, die dafür die Verantwortung tragen, Dank für ihre Mühe erfahren.
Lass viele im Dorf angesteckt werden von Fröhlichkeit und guter Laune und gib, dass die Kirmes gute Auswirkungen auf unsere Dorfgemeinschaft hat.
Wir rufen zu dir: Erhöre uns, Gott.

Jesus, du hast dich beim Oberzöllner Zachäus eingeladen. Wir danken dir, dass du auf die Menschen zugehst, die von anderen ausgegrenzt werden. Du bist auch auf uns zugegangen und hast uns in deine Gemeinde geholt.
Wir bitten dich: Bewahre uns davor, andere abzustempeln und auszugrenzen. Hilf, dass niemand in unserem Ort sich ausgeschlossen fühlen und dass niemand sich ausschließen muss. Lass uns respektieren, dass Menschen unterschiedlich sind, und hilf uns, ihre Eigenheiten mit Humor zu ertragen und ihnen zu vergeben.
Wir rufen zu dir: Erhöre uns, Gott.

Jesus, du hast nicht zwischen Einheimischen und Fremden unterschieden. Wir danken dir, dass du nicht auf die Herkunft, auf das Geschlecht oder die Würdigkeit siehst, und bitten dich:
Nimm uns die Angst und die Sorgen vor dem Fremden. So, wie deine Kirche ein offenes Haus für alle Menschen ist, so lass auch unser Dorf offen sein für alle, die hierher kommen. Lass uns vergessen, wer alteingesessen und wer zugezogen ist. Lass uns Menschen vielmehr danach beurteilen, wie hilfsbereit sie sind, wie freundlich, wie zupackend, und lass uns selbst so hilfsbereit, freundlich und zupackend sein.
Wir rufen zu dir: Erhöre uns, Gott.

Jesus, unser Bruder, wir danken dir, dass wir heute feiern können. Lass uns für eine Weile unsere Sorgen vergessen, unseren Kummer und unseren Ärger - im Wissen, dass du dich darum kümmern wirst, dass sie bei dir gut aufgehoben sind und dass wir alle geborgen sind bei dir.
Was wir dich sonst noch bitten wollen oder was wir im Herzen tragen und nicht aussprechen können, das legen wir in die Worte des Gebetes, das du uns lehrtest:

Vater unser