Sonntag, 26. November 2023

zweite Haut

Predigt am Ewigkeitssonntag, 26.11.2023, über 2.Petrus 3,8-13:


Dies eine aber soll euch nicht verborgen bleiben, ihr Geliebten:

Beim Herrn ist ein Tag wie tausend Jahre,

und tausend Jahre sind wie ein Tag.

Der Herr zögert nicht hinaus, die Verheißung zu erfüllen,

wie einige es für eine Verzögerung halten,

sondern ist geduldig mit euch, weil er nicht will,

dass jemand verloren geht, sondern dass alle zur Buße kommen.


Der Tag des Herrn aber wird kommen wie ein Dieb in der Nacht.

An diesem Tag wird der Himmel mit Geprassel verbrennen,

die Elemente werden in der Hitze zerschmelzen,

und die Erde und was auf ihr getan wurde wird aufgedeckt werden.

Wenn auf diese Weise alles vergehen wird,

was für einen heiligen Lebenswandel müsst ihr führen,

was für fromme Taten tun,

um die Ankunft des Tages Gottes zu erwarten und zu beschleunigen,

an dem der Himmel vergeht

und die Elemente in der Hitze zerschmelzen.

Nach seiner Verheißung erwarten wir einen neuen Himmel

und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt.



Liebe Schwestern und Brüder,


der Tag des Herrn, der jüngste Tag ist ein schrecklicher Tag.

Alles wird vergehn im Feuer, heißt es.

Ein Weltenbrand, bei dem nur Asche zurückbleibt:


Dies irae dies illa,

Solvet saeclum in favilla.


Tag der Rache, Tag der Sünden,

Wird das Weltall sich entzünden.


Kann man ein solches Ende der Welt, wie wir sie kennen, herbeisehnen?

Kann man darauf hinarbeiten, dass es möglichst bald kommt?


Religiösen und politischen Fanatikern und Terroristen

scheint es nicht schnell genug gehen zu können mit dem Weltenbrand.

Sie tun alles, um ihn zu beschleunigen;

heizen die Stimmung auf, bis ein explosives Gemisch entsteht,

zündeln und legen Feuer.

Bilder der zerbombten und zerschossenen ukrainischen Frontstädte

geben eine düstere Vorstellung dessen,

was von der Welt bleiben würde nach dem großen Brand.


Muss alles erst so grausam untergehen,

bevor Himmel und Erde neu werden können?

Kommt der neue Himmel, kommt die neue Erde

nur durch das Feuer der Zerstörung hindurch?


Kommt sie denn überhaupt,

die neue Erde unter einem neuen Himmel?

Paulus war davon überzeugt, er würde den Tag noch erleben:

„Siehe, ich sage euch ein Geheimnis”, vertraut er den Korinthern an:

„Wir werden nicht alle entschlafen,

wir werden aber alle verwandelt werden;

und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune.”


Paulus hat den Jüngsten Tag nicht mehr erlebt.

Und der 2.Petrusbrief weiß bereits von Spöttern, die witzeln,

dass Gott seinen Tag des Gerichts wohl vergessen hat.

Gott spielt auf Zeit, sagen sie, warum wohl?

Er hat wohl nicht die Macht, diesen Tag herbeizuführen.

Am Ende ist die neue Erde nur eine Wunschvorstellung;

dann braucht man auch keine Angst vor dem Jüngsten Tag zu haben.


Nein, man braucht keine Angst vor dem Jüngsten Tag zu haben.

Durch seinen Tod am Kreuz hat Christus auf sich genommen,

was uns von Gott und unseren Mitmenschen trennt.

„Er hat den Schuldbrief getilgt,

der mit seinen Forderungen gegen uns war,

und hat ihn aufgehoben und an das Kreuz geheftet”,

heißt es im Kolosserbrief (2:14).


Wenn die Bücher aufgetan werden,

wenn wir vor dem himmlischen Richter stehen,

wird Christus nicht fragen:

„Was hast du gemacht mit deinem Leben?”

Sondern er wird sagen:

„du gute und treue Magd, du guter und treuer Knecht,

du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen;

geh hinein zu deines Herrn Freude!”


Am Ende wartet neues Leben auf uns.

Am Ende wird alles gut.

Das dürfen wir jetzt schon wissen.

Darauf dürfen wir schon jetzt vertrauen.


Wie können wir da sicher sein?

Wie können wir sicher sein, dass wir beim Jüngsten Gericht

die zur Rechten Christi sein werden, die auf der guten Seite?

Und nicht die zur Linken, die Jesus wegschickt;

die törichten Jungfrauen, die man nicht mehr einlässt

und die der Bräutigam nicht mehr kennen will?


Der 2.Petrusbrief erklärt das Ausbleiben des Jüngsten Tages

nicht mit dem Unwillen oder der Unfähigkeit Gottes,

sondern mit seiner Barmherzigkeit:

Gott will, dass niemand verloren geht.

Alle sollen die Chance zur Umkehr bekommen.


Gott will die Welt nicht zerstören,

sondern, wie Paulus schreibt, verwandeln.

Wir werden alle verwandelt werden.

Und sind schon verwandelt.

Durch die Taufe haben wir Christus angezogen.

Christus umgibt uns wie eine zweite Haut.


Von Siegfried geht die Sage, dass er,

nachdem er den Drachen Fafnir erschlagen hatte,

in dessen Blut badete, das ihn wie eine zweite Haut überzog.

Dadurch wurde er unverwundbar -

bis auf die eine Stelle zwischen seinen Schultern,

auf die ein Lindenblatt gefallen war,

die ihm später zum Verhängnis wurde.


Christus, die zweite Haut, die uns seit der Taufe umgibt,

macht uns nicht unverwundbar, im Gegenteil:

Sie macht uns nahbar und mitfühlend,

macht uns empfänglich und empfindlich

für die Not und das Leid unserer Mitmenschen ebenso

wie für deren Freundlichkeit und Liebe.


Wir haben mit dieser zweiten Haut

etwas von dieser Liebe Christi an uns und in uns.

Sie macht uns dazu fähig und bereit,

über uns hinauszuwachsen und über unseren Schatten zu springen.

Zugunsten anderer auf etwas zu verzichten

und das, was wir im Überfluss haben, mit anderen zu teilen.

Uns auf die Zunge zu beißen, wenn wir eine Kränkung erwidern wollen,

fünfe gerade sein zu lassen, nachzugeben, großzügig zu sein.

Zu sehen, wo unsere Hilfe gebraucht wird,

und dann auch das Richtige zu tun.


Diese Liebe, die uns in Christus begegnet ist,

wurde ein Teil von uns, eine Möglichkeit, eine Fähigkeit,

ja, eine Superkraft,

die uns überall und jederzeit zur Verfügung steht.

Mit dieser Liebe wirken wir Wunder, kleine und große.

Mit dieser Liebe verändern wir die Welt, schon jetzt.


Weil wir lieben können, werden wir im Gericht bestehen.

Weil die Liebe uns leitet, sind wir auf der guten Seite.

Die Liebe hat uns verwandelt,

und sie wird die Welt verwandeln.


Schon jetzt steckt die Liebe andere Menschen an

und verwandelt sie,

macht aus Feinden Freundinnen und Freunde,

aus Fremden Geschwister.


Diese Liebe schließt auch die mit ein,

die uns vorausgegangen sind.

Unsere Liebe erreicht unsere Gestorbenen,

denn sie sind in Gottes Liebe geborgen,

mit der Gott uns beschenkt hat.

Sie verwandelt sie und uns:

heilt Verletzungen und schenkt Vergebung;

befreit von Zwängen und schenkt die Freiheit,

die zu sein, die wir sind

und die zu werden, in die Gottes Liebe uns verwandeln will. 

Mittwoch, 22. November 2023

Brandmauer

Ansprache am Buss- und Bettag, 22.11.2023, über Ezechiel 22,23-31:

Das Wort Gottes kam zu mir:

Menschenkind, sag dem Land:

Du bist ein Land, das nicht für rein erklärt,

nicht vom Regen abgewaschen wurde am Tag des Zorns.


Die FÜHRER DER NATION in seiner Mitte

glichen einem brüllenden Löwen, der seine Beute reißt.

Sie fraßen Menschen,

nahmen Schätze und Kostbarkeiten,

vermehrten die Witwen im Lande.


Seine PRIESTER taten meiner Weisung Gewalt an

und entweihten, was mir heilig war.

Zwischen heilig und profan unterschieden sie nicht

und stellten nicht fest, was rein war und was unrein.

Vor meinen Sabbaten verschlossen sie die Augen.

So wurde ich mitten unter ihnen entweiht.


Die FÜRSTEN im Land waren reißende Wölfe,

die Blut vergossen, Menschenleben vernichteten,

damit sie ihren Profit machen konnten.


Und seine PROPHETEN übertünchten alles für sie.

Die Seher sahen Trug,

und die Wahrsager logen für sie.

Sie sagten: So spricht Gott, der Herr,

aber Gott hatte nicht gesprochen.


Die GRUNDBESITZER erpressten und raubten

und bedrückten die Elenden und Armen,

und den Fremden erpressten sie gegen jedes Recht.


So suchte ich unter ihnen jemanden,

der eine Mauer ziehen

und in die Bresche springen würde vor mir für das Land,

damit es nicht vernichtet würde,

aber ich fand niemanden.


Da goss ich meine Wut über sie aus,

mit dem Feuer meines Zorns vernichtete ich sie.

Ihren Lebenswandel ließ ich auf ihr Haupt kommen,

Spruch Gottes, des Herrn.



Liebe Schwestern und Brüder,


ein Donnerwetter ergeht da durch den Propheten Ezechiel.

Man zieht unwillkürlich den Kopf ein,

auch wenn wir gar nicht gemeint sind.

Und doch erkennen wir in seiner bildreichen Sprache

menschliche Grundzüge wieder,

die es auch heute noch gibt.


Der große Prozess in Italien diese Woche

gegen Mitglieder der kalabrischen Mafia hat gezeigt,

wie allgegenwärtig Raub und Erpressung unter uns sind.

In Putins Angriffskrieg gegen Ukraine,

beim Überfall der Hamas auf Israel

gehen Mächtige über Leichen,

und man weiß nicht einmal, wofür.


Ezechiel hält seine Strafpredigt dem kläglichen Rest,

der von Israels Gläubigen übrig geblieben ist

nach der Zerstörung Jerusalems

und der ins babylonische Exil verschleppt wurde.

Jeremia, der Prophet vor ihm,

hatte vor dem kommenden Unheil gewarnt,

zur Umkehr, zur Besinnung gerufen - vergebens.

Ezechiel findet Jeremias Mahnungen bestätigt

in dem Schicksal, das die Bewohner Israels ereilt hat.


Er stellt einen Zusammenhang her

zwischen dem heillosen Handeln derer,

die es eigentlich besser hätten wissen müssen,

und dem Unheil, das dann über sie hereingebrochen war.

Nicht den Zusammenhang von böser Tat und Strafe,

an den wir als erstes denken würden.

Sondern dass heilloses Handeln Unheil heraufbeschwören muss.


Menschen, die immer wieder gedemütigt,

ihrer Rechte beraubt, benachteiligt und übervorteilt werden,

erheben sich eines Tages und nehmen sich mit Gewalt,

was ihnen bisher verwehrt wurde.

Kurzsichtiges Macht- und Gewinnstreben

geht über die Rechte und Bedürfnisse von Menschen hinweg,

geht buchstäblich über Leichen.

Doch solche Taten rächen sich.

Aus ihnen kann nichts Gutes, nichts Bleibendes folgen.


So warnen heute Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler,

Schülerinnen und Schüler

vor dem menschengemachten Klimawandel.

Vielleicht wird eines Tages,

wenn die Wellen der Meere weite Landstriche überflutet haben,

wenn Ackerboden von Regenmassen weggeschwemmt

oder von Gluthitze ausgedörrt ist,

ein Mensch wie Ezechiel aufstehen

und denen, die übrig geblieben sind,

den Zusammenhang aufweisen:

wie heilloses Handeln Unheil heraufbeschwört.


Aber der klägliche Rest der Gläubigen,

der zum Gottesdienst gekommen ist,

um Ezechiels Strafpredigt anzuhören,

hat es eigentlich nicht verdient, so angegangen zu werden.

Sie sind gekommen, um Gottes Wort zu hören.

Sie sind diejenigen, die nach Gottes Willen fragen

und sich an seine Gebote halten.

Ihnen muss man den Zusammenhang

zwischen ungerechtem Handeln und Unheil nicht erklären.

Sie werden auch nicht zu denen gehören, die Ezechiel aufzählt.

Die Führer der Nation, die Priester, Fürsten,

falschen Propheten und Grundbesitzer

werden sicher nicht zu Ezechiel in den Gottesdienst kommen.

Überhaupt wird die Zahl derer,

die damals über die Katastrophe des Exils

und ihre Folgen nachdenken wollten,

überschaubar gewesen sein, so wie heute.


Wenn Ezechiel die unheilvollen Taten aufzählt,

die für ihn zur Zerstörung Jerusalems führten,

kann er sich der Zustimmung seiner Zuhörer sicher sein.

Denn um Unrecht zu erkennen und zu benennen,

muss man sich erst einen Maßstab zu eigen machen.

Dieser Maßstab tritt in der Aufzählung Ezechiels deutlich hervor:

Respekt vor dem Leben,

das Gott allen Menschen geschenkt hat;

Respekt vor Gott und seinem Willen;

ein fairer Handel, der andere nicht übervorteilt

und ihnen nicht die Lebensgrundlage nimmt;

Liebe zur Wahrheit,

die man nicht verschweigt oder zu jemandes Gunsten verbiegt;

Rücksicht auf Schwache,

Hilfe für Notleidende und Bedürftige.

Seine Zuhörerinnen und Zuhörer teilen diesen Maßstab.

Ich sehe sie vor mir, wie sie bei jedem der Punkte

in der Aufzählung des Ezechiel zustimmend nicken.


Auch ihnen gilt ein Absatz in der Predigt Ezechiels:

„Ich suchte unter ihnen jemanden,

der eine Mauer ziehen

und in die Bresche vor mir springen würde für das Land.”

Gott, so sagt Ezechiel, Gott sucht jemanden,

der oder die Brandmauern errichtet

gegen Lüge, Fremdenhass, Menschenverachtung.

Jemanden, der oder die Grenzen zieht

und mahnt, wenn sie überschritten werden.


Im 6. Kapitel des Jesajabuches,

dessen erster Teil lange vor Ezechiel

und auch lange vor Jeremia geschrieben wurde,

hört Jesaja Gott fragen:

„Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein?”

Die Frage Gottes können nur die hören,

die sich Gottes Maßstab zu eigen gemacht haben.

Die nicht mehr blind sind gegen das Unrecht,

gegen Not und Elend in der Welt.

Die nicht an „alternative Fakten” glauben,

die man so hindreht, wie es einem passt,

sondern an die Wahrheit dessen, der gesagt hat:

„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben;

niemand kommt zum Vater denn durch mich.”


Diese Frage ergeht heute auch an uns.

Das ist der Sinn des Busstages:

nicht Selbstzerknirschung oder gar Scham.

Sondern sich der Frage zu stellen,

ob man Gottes Ruf folgen will und folgen kann,

Mauern zu ziehen und in die Bresche zu springen.


Es ist eine Frage, die dem Busstag angemessen ist.

Man kann sie nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Was mit Menschen geschieht,

die Grenzen ziehen und Nein! sagen,

die auf der Wahrheit beharren und sie verteidigen,

die sich an die Seite der Schwachen stellen,

das wissen wir nur zu gut.

Darum zwingt Gott niemanden,

für seine Sache einzutreten.


Wer aber bereit ist, dieses Wagnis auf sich zu nehmen

um des Landes, um der Zukunft, um der Menschen -

um Gottes willen,

der oder dem gilt die Verheißung,

die im letzten Teil des Jesajabuches steht.

Ein Teil, der am Ende des Exils geschrieben wurde.

Als die Möglichkeit einer Rückkehr nach Israel

am Horizont auftauchte und zur Wirklichkeit wurde;

die Möglichkeit zu Wiederaufbau und Neuanfang.

Lange nach Ezechiel wurden diese Verse geschrieben,

und doch mit seiner Botschaft im Hinterkopf:


Wenn du in deiner Mitte niemand unterjochst

und nicht mit Fingern zeigst und nicht übel redest,

sondern den Hungrigen dein Herz finden lässt

und den Elenden sättigst,

dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen,

und dein Dunkel wird sein wie der Mittag.

Und der Herr wird dich immerdar führen

und dich sättigen in der Dürre und dein Gebein stärken.

Und du wirst sein wie ein bewässerter Garten

und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt.

Und es soll durch dich wieder aufgebaut werden,

was lange wüst gelegen hat,

und du wirst wieder aufrichten,

was vorzeiten gegründet ward;

und du sollst heißen:

»Der die Lücken zumauert und die Wege ausbessert,

dass man da wohnen könne«. (Jes 58,9b-12)

Sonntag, 12. November 2023

vanitas

Predigt am Drittletzten Sonntag des Kirchenjahres, 12.11.2023, über Römer 8,18-25

Ich meine, dass die Leiden unserer Zeit nicht ins Gewicht fallen

angesichts der kommenden Herrlichkeit, die an uns offenbart wird.

Die sehnsüchtige Erwartung der Schöpfung ist ja darauf gerichtet,

dass die Kinder Gottes offenbart werden.

Denn die Schöpfung wurde der Nichtigkeit unterworfen -

nicht freiwillig, sondern durch den, der sie unterworfen hat -

auf die Hoffnung hin, dass auch diese Schöpfung befreit wird

von der Knechtschaft der Vergänglichkeit

zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.

Wir wissen doch, dass die ganze Schöpfung bis jetzt

insgesamt seufzt und miteinander leidet.

Nicht nur sie, sondern auch wir,

die wir den Vorschuss des Geistes erhalten haben,

auch wir seufzen und erwarten die Kindschaft,

die Erlösung unseres Körpers.

Wir wurden ja durch Hoffnung gerettet.

Aber eine Hoffnung, die man sieht, ist keine Hoffnung.

Denn wer hofft auf das, was man bereits sieht?

Wenn wir aber erhoffen, was wir nicht sehen, warten wir geduldig.



Liebe Schwestern und Brüder,


wie viel Zeit verbringt man mit Warten:

auf den Bus;

auf den Anschluss;

in Arztpraxen;

auf dem Behandlungsstuhl beim Zahnarzt;

auf ein Päckchen oder ein Paket;

auf einen Handwerker;

auf einen Anruf, einen Besuch.


Es ist tote Zeit.

Man kann nichts machen,

man muss da sein,

um bloß nicht zu verpassen,

worauf man so lange wartet.


Diesem untätigen Warten steht bei Paulus die Hoffnung gegenüber.

Die Hoffnung, Schwester des Glaubens,

insofern der Glaube eine lebendige Erwartung ist.

Eine Schwester auch der Liebe,

die den Geliebten, die Geliebte ersehnt.


Die Hoffnung, Schwester von Glaube und Liebe

ist kein diffuses Gefühl, das noch was kommen muss -

womöglich etwas besseres als das, was man gerade erlebt.

Sie ist keine vage Vermutung, kein Vielleicht.


Die Hoffnung, von der Paulus spricht,

weiß, dass da noch etwas kommt.

Weiß es ganz sicher.

In ihrem Wissen ist sie unbeirrbar.

Weil es kommen muss.

Es geht nicht anders, es kann nicht anders sein.

Sonst behielte die Vergänglichkeit die Oberhand,

und dann wäre alles umsonst:

der Glaube, die Liebe und die Hoffnung.


Aber ist Vergänglichkeit nicht unser Schicksal?

Alles vergeht, wir müssen alle einmal sterben.

Hat es Sinn, sich etwas anderes zu wünschen?

Und ist Glaube nicht genau dazu da,

uns angesichts der Vergänglichkeit hoffen zu lassen,

dass dermaleinst, am Ende der Zeiten,

alle Tränen abgewischt werden

und der Tod nicht mehr sein wird?


Wenn man Glaube und Hoffnung so verstehen will,

dass Erlösung von der Vergänglichkeit

erst nach unserem Tod stattfindet,

dann wäre unsere Zeit auf Erden bloß ein Übergang.

Etwas, das man erleiden, ertragen muss,

bis man endlich, endlich unter einem neuen Himmel

auf einer neuen Erde zum ewigen Leben erwacht.


Dann wäre aber genau genommen

dieses unser Leben gar kein Leben,

sondern nur ein Wartesaal,

in dem wir unsere Zeit absitzen,

bis wir endlich aufgerufen werden.


Vergänglichkeit meint aber nicht bloß die Tatsache,

dass wir alle einmal sterben müssen.

Vergänglichkeit - oder Nichtigkeit,

vanitas im Lateinischen -,

beschreibt auch eine Eigenschaft.

„Vanitas vanitatum”, heißt es im Buch des Predigers,

Luther übersetzt es so: „es ist alles ganz eitel”.


Von diesem Eitlen, Nichtigen erzählen auch die Märchen:

Die Königin fragt ihren Spiegel:

„Wer ist die Schönste im ganzen Land?”,

und der König fragt seine Töchter:

„Wie lieb habt ihr mich?”

und verstößt seine jüngste, als sie ihm sagt,

sie habe ihn so lieb wie das Salz.


„Hans im Glück” ist ein Gegentyp zu diesen beiden,

einer, der nicht dem Eitlen und Nichtigen verfällt.

Er lässt sich bei jedem Tausch benachteiligen,

weil ihm der sogenannte Wert der Sache gleichgültig ist.

Als ihm am Ende sogar der wertlosen Schleifstein

in den Brunnen fällt, wähnt er sich am glücklichsten,

weil er nichts mehr besitzt.


Nicht nur Königinnen und Könige im Märchen

hängen dem Eitlen, dem Nichtigen an.

Auch uns ist es nicht fremd.

Man kann geradezu sagen:

Die Welt, wie wir sie uns geschaffen haben,

ist auf Nichtigkeiten aufgebaut.


Unser Wirtschaften z.B. ist darauf angewiesen,

dass die Dinge, die wir besitzen, schnell kaputt gehen,

damit wir uns bald wieder etwas Neues kaufen.

Wir produzieren unglaublich viel Müll

und verteilen ihn über unseren Planeten.

Inzwischen landet dieser Müll

in Form von kleinsten Partikelchen wieder in unserem Essen:

Der Kreislauf hat sich geschlossen.


Die Nichtigkeit bestimmt auch unser Verhältnis zur Welt:

Wir müllen sie nicht nur zu,

wir behandeln sie auch wie den letzten Dreck.

Wenn die Welt ein Gegenstand wäre,

dann nicht das wertvolle Meißner Porzellan,

das man mit Samthandschuhen anfasst.

Sie wäre der Plastebecher, den man aus dem Autofenster wirft.


Man spricht von „Re-Naturierung”,

weil es längst keine Natur mehr gibt,

bis auf ein paar lächerlich kleine Fleckchen.

Aber selbst da soll die Natur

sich nach unseren Vorstellungen richten.

Sobald ein Luchs, ein Wolf oder ein Bär

aus seinem Reservat ausbricht, wird er zum Problem

und zum Abschuss freigegeben.

Wundert es da, dass die ganze Schöpfung bis jetzt

insgesamt seufzt und miteinander leidet?


Aber nicht nur sie, sondern auch wir leiden.

Denn wie wir mit unserer Umwelt,

mit Pflanzen und Tieren umgehen,

so gehen wir auch miteinander um:

Menschen dienen als „Schutzschilde”,

gelten als „Kollateralschäden”.

Wir ertragen es, dass Menschen wie Müll leben müssen,

dass sie von unserem Müll leben müssen.

Und wir möchten die, die nicht so sind wie wir,

gern in Reservate sperren,

wo sie bitteschön bleiben sollen,

denn sonst werden sie für uns zum Problem.


Die Schöpfung leidet unter der Vergänglichkeit,

sie leidet unter uns und wartet darauf,

dass endlich, endlich die Kinder Gottes offenbart werden.


Kinder Gottes - das sind wir doch schon!

Mit unserer Taufe sind wir es geworden.

Seitdem dürfen wir Gott „Vater” nennen, „Vater unser”,

und unsere Mutter.


Wenn Kinder von ihren Eltern mit Liebe erzogen wurden,

wenn sie Geborgenheit und Anerkennung erfuhren,

wenn auf sie und ihre Bedürfnisse Rücksicht genommen wurde,

dann darf man erwarten, dass sie als Erwachsene einmal

ebenso handeln werden.

Gott liebt uns, seine Kinder, über alle Maßen.

Gott vergibt uns und hat Geduld mit uns.

Gott hat uns diese Welt, seine Schöpfung, überlassen,

damit wir sie als Lebensraum für alle Lebewesen erhalten.


Können wir das vor unserem geistigen Auge sehen?

Können wir uns vorstellen, dass jedes Lebewesen

seinen Platz auf unserer Welt einnehmen darf?

Können wir uns vorstellen, dass jeder Mensch

leben und glücklich sein darf?


Und können wir uns vorstellen,

dass Menschen, um leben und glücklich sein zu können,

ihr schlechtes Leben hinter sich lassen, wenn sie es können,

um anderswo ein neues Leben zu beginnen?

Würden wir nicht auch so handeln?

Denn, so heißt es in einem anderen Märchen:

„Etwas besseres als den Tod finden wir überall.”


Und wenn wir uns das vorstellen können,

wünschen wir auch, dass es Wirklichkeit wird?

Möchten wir Wölfen, Luchsen und Problembären

ihren Platz in unserer Umwelt lassen,

wenn das bedeutet, dass wir auf sie Rücksicht nehmen müssen?

Möchten wir, dass Fremde neben uns wohnen,

wenn das bedeutet, dass sie uns befremden?


Wenn wir uns das wünschen können,

haben wir Hoffnung.

Eine Hoffnung, die sich nicht nur auf das Jenseits richtet.

Sondern die jetzt schon die Welt verändert,

weil das Seufzen der Kreatur uns zum Handeln drängt.


So ist die Hoffnung Schwester des Glaubens,

weil der Glaube es nicht hinnimmt,

dass es nun einmal so ist, wie es ist.

Er fragt nach Gottes Willen,

er ist bereit zu Buße und Umkehr

und bittet Gott um seine Hilfe.


Und so ist die Hoffnung auch Schwester der Liebe,

die sich nach dem sehnt, was sie liebt,

dem Geliebten, der Geliebten entgegeneilt

und ihr oder ihm das Beste wünscht und das Beste gönnt.


Hoffnung verändert die Welt,

wenn sie nicht unverbindlich und diffus bleibt,

sondern sich klar vor Augen stellt,

was Gott sich von uns für seine Schöpfung wünscht.

Wenn wir das sehen können

und wenn wir zu wünschen vermögen,

was Gott sich von uns wünscht,

dann werden wir sichtbar als Gottes Kinder.


Das wird der bedrängten Schöpfung

und das wird unseren Mitmenschen Hoffnung schenken:

Sie müssen nicht bis ans Ende der Zeiten warten.

Es wird sich etwas ändern. Schon heute.

Sonntag, 5. November 2023

Du bist ein Könner!

Predigt am 22. Sonntag nach Trinitatis, 5.11.2023, über 1.Johannes 2,12-14

Ich schreibe euch, liebe Kinder:

euch sind die Sünden vergeben,

weil ihr seinen Namen tragt.

Ich schreibe euch Eltern:

ihr kennt den, der im Anfang war.

Ich schreibe euch Jugendlichen:

ihr habt den Bösen besiegt.


Ich schrieb euch, liebe Kinder:

ihr kennt den Vater.

Ich schrieb euch Eltern:

ihr kennt den, der im Anfang war.

Ich schrieb euch Jugendlichen:

ihr seid Könner,

das Wort Gottes ist unter euch gegenwärtig;

ihr habt den Bösen besiegt.



Liebe Schwestern und Brüder,


„was man schwarz auf weiß besitzt,

kann man getrost nach Hause tragen”


(Goethe, Faust. Der Tragödie erster Teil)


Worte allein genügen nicht immer.

Manchmal braucht man es schriftlich.

Wenn’s um Geld geht, zum Beispiel.

Früher reichte ein Handschlag,

um einen Kauf, eine Abmachung zu besiegeln.

Damit gibt sich heute niemand mehr zufrieden.

Wenigstens eine Quittung muss es schon sein.

Und es scheint, je größer und teurer etwas ist,

desto mehr Papiere und Unterschriften werden benötigt.


In Liebesdingen sind wir nicht so papierversessen.

Klar, man freut sich über ein schriftliches Liebesgeständnis.

Und natürlich hebt man Liebesbriefe auf,

mit Schleife drumrum, in einem besonderen Kästchen.

Aber als Beweis der Liebe genügen

ein Blick, drei Worte und ein Kuss.


Auch der Glaube kommt ohne Geschriebenes aus -

sieht man einmal von der Bibel ab.

Mit ihrer Hilfe vergewissern wir uns über unseren Glauben.

So haben wir es von Martin Luther gelernt.

Vieles geht nicht ohne Bibel:

Der Konfirmandenunterricht,

das Gespräch über den Glauben

und natürlich die Predigt.


Aber glauben kann man auch ohne Bibel.

Bis zu Luthers Übersetzung der Bibel

mussten die meisten Menschen ohne sie auskommen.

Damals konnte sich niemand eine Bibel leisten.

Die wenigsten konnten sie lesen.

Und was daraus im Gottesdienst vorgelesen wurde,

verstand man nicht. Es war Latein -

für die meisten ein Kauderwelsch, bis heute.


Auch wir haben geglaubt,

bevor wir das, was uns in Christenlehre,

Konfirmandenunterricht und Predigten erzählt wurde,

selbst nachlesen und nachprüfen konnten.

Am Anfang unseres Glaubens standen

nicht so sehr Worte oder Geschichten.

Vielmehr war es das Erleben von Gemeinschaft,

das Erlebnis eines guten und gleichberechtigten Miteinanders.

Das Erleben von Offenheit:

man durfte sein, wer man war,

und man durfte sagen, was man dachte.

Am Anfang stand Erlebnis einer gemeinsamen Feier, einer Andacht.

Das Licht von Kerzen;

das bewegt Werden von Liedern und Musik;

das Teilen von Brot und Wein.

Solche Erfahrungen standen am Anfang des Glaubens.

Die Worte kamen später dazu,

klärten und erklärten, was es bedeutete,

was man da erlebt hatte.


So ist es auch mit den Sätzen aus dem 1.Johannesbrief,

die den heutigen Predigttext bilden.

Auch sie erinnern an Erlebtes.

Sie belehren oder predigen nicht,

wie man das von den Briefen das Paulus kennt.

Sie schärfen ein, was schon da ist:

Ihr kennt den, der im Anfang war, Jesus Christus,

und ihr kennt den Vater.


Dieses Kennen ist besonders.

Kein Wissen über Glaubensdinge,

nichts, was man im Unterricht gelernt hätte.

Sondern eine Erfahrung:

Die Erfahrung, von Gott angenommen,

von Gott erkannt und geliebt zu sein.


Dieses Erfahrungswissen,

dass Gott mich annimmt und liebt, weckt ungeahnte Kräfte.

Es macht sogar fähig, den Bösen zu besiegen.

Christinnen und Christen wissen nicht nur von Gott;

durch ihn sind und vermögen sie auch etwas:

Sie sind Kenner und Könner.

Gottes Wort wird gehört, gelesen, gewusst.

Dieses Wissen wird zu einer Haltung, verändert das Handeln,

wenn man es annimmt und für sich gelten lässt.

Dadurch verändert sich die Einstellung zum Mitmenschen:

Wer vom Wort Gottes bewegt ist,

liebt seine Nächste, seinen Nächsten wie sich selbst.


Das Erfahrungswissen: Ich gehöre zu Gott

macht fähig, den Bösen zu besiegen.

Der Böse, darunter versteht der 1.Johannesbrief den Teufel.

Aber nicht als gehörnte Gestalt,

wie er uns im Kasperletheater oder an Halloween begegnet.

„Den Bösen” im Singular,

den Teufel, der Menschen verführt

und sich dann ihre Seelen schnappt,

den gibt es nicht.

Und zugleich gibt es ihn als Möglichkeit,

die auch in unserer Reichweite liegt.


Gut und Böse sind Möglichkeiten, die wir ergreifen,

Entscheidungen, die wir treffen.

Der Böse kommt nicht mit Feuer und Schwefel,

Hörnern und Bocksbeinen daher.

Er oder Sie kommt daher als jemand wie Sie und ich,

jemand, der Grenzen infrage stellt und verschiebt.


Wie im Paradies die Schlange zu Eva sagte:

„Sollte Gott gesagt haben, ihr sollt nicht essen

von allen Bäumen im Garten?”,

so sagt der Böse vielleicht:

„Sollen wir uns unseren Wohlstand

von Asylschmarotzern wegnehmen lassen?”

Mit Worten werden Grenzen verschoben,

Tabus hinterfragt und schließlich gebrochen.

Und auf einmal ist es nicht mehr unvorstellbar,

gegen Jüdinnen und Juden zu hetzen.


Der Böse appelliert an unsere niederen Instinkte:

An den Neid auf das Wohlergehen der anderen.

An die Angst vor dem Fremden und Andersartigen.

An die Habgier, die nicht genug bekommen kann

und gleichzeitig anderen nichts gönnt.

An den Geiz, der nach Schnäppchen Ausschau hält,

aber nicht den Preis bezahlen will,

der für ein nachhaltiges Wirtschaften nötig ist

und auch nicht mit anderen teilen will.

Der Böse appelliert an Vorurteile und Ressentiments,

die die Welt in Schwarz und Weiß einteilen

und die Menschen in Freund und Feind.


Und der Böse vertauscht Gut und Böse miteinander.

Menschen, die sich um andere sorgen,

sich für Schwächere einsetzen,

werden als „Gutmenschen” verunglimpft.

Dagegen wird erklärt: „Geiz ist geil!”

Und wer sich rücksichtslos nimmt, was er will;

wer Schwächere zur Seite oder ins Abseits drängt;

wem jedes Mittel recht ist, sein Ziel zu erreichen,

wird als „Macher” bewundert, als „durchsetzungsstark”,

und als Vorbild hingestellt.


Schon früh müssen wir uns entscheiden,

auf welcher Seite wir stehen wollen:

Auf der Seite derer, die Mitschüler:innen mobben,

Schwächere drangsalieren,

über Kinder, die anders sind, lästern.

Oder auf der Seite derer, die Partei ergreifen,

die widersprechen und notfalls auch widerstehen,

die Schwächeren beistehen

und sich mit Außenseitern befreunden.


Wenn man Kind ist, erscheint alles noch als Spiel.

Aber es werden schon Verhaltensmuster eingeübt.

es wird Erfahrungswissen gesammelt:

Wie kriege ich, was ich will?

Wie setze ich mich durch?

Wie verschaffe ich mir Macht?

Aber auch:

Wem kann ich trauen und wem nicht?

Auf wen kann ich mich verlassen,

vor wem muss ich mich hüten,

wem gehe ich besser aus dem Weg?


Darum lobt der 1.Johannesbrief die Jugendlichen:

Sie haben den Bösen besiegt,

das heißt, sie haben den Bösen in sich besiegt:

Sie haben sich gegen die Möglichkeiten entschieden,

die ihnen auch offen gestanden hätten:

Die Möglichkeit zu Gemeinheit und Gier,

zu Hass und Rücksichtslosigkeit.

Statt dessen entschieden sie sich für Gott, den Vater,

den sie schon als Kind kennen gelernt hatten,

und für den Weg Jesu.


Sie entschieden sich dafür,

weil ihnen die Liebe Gottes begegnete.

Durch diese Begegnung verloren sie die Angst:

Die Angst, zu kurz zu kommen;

die Angst vor dem Unbekannten, dem Fremden;

die Angst, nicht zu genügen

und die Angst, nicht dazuzugehören.


Die Liebe Gottes haben sie erlebt,

wie man das Licht einer Kerze erlebt.

Man erlebt, wie sich dieses kleine Licht

gegen die Dunkelheit behauptet;

wie es einfach nicht kleinzukriegen ist.

Wie selbst ein schwach glimmender Docht

wieder aufflackert und hell leuchtet

in einer lebendigen, strahlenden Flamme.

Dieses Licht hat sie angezogen.

Dieses Licht hat sie erfüllt

und erfüllt sie noch heute, wieder und wieder.


Solche Jugendlichen sind auch wir,

oder waren es einmal.

Auch wir haben Gott kennen gelernt

durch Worte und Taten:

Durch die freundliche Geste,

die uns auf den freien Platz einlud;

durch das Lächeln,

mit dem wir in der Gemeinde empfangen wurden;

durch die Bereitschaft zu Nachsicht,

Rücksichtnahme und Vergebung.

Durch Wohlwollen, das nicht aufgesetzt war,

sondern von Herzen kam.


So haben wir Gottes Liebe kennen gelernt.

So geben wir Gottes Liebe weiter.

Wir haben erkannt: Wir zünden damit ein Licht an,

das der Dunkelheit standhält

und das Menschen als Wegweiser dienen kann,

die den Weg nicht mehr wissen.


Auf diesem Gebiet der Liebe sind wir Könner.

Wir haben nur vergessen, dass wir Könner sind,

und wie viel wir können.

Wir vergessen manchmal die Hoffnung,

die in uns so hell gebrannt hat.

Wir vergessen manchmal, dass wir Gott kennen

und dass Gott uns kennt und uns erkannt hat;

dass Gott uns annimmt und vergibt -

sogar das, was wir uns selbst nicht vergeben können.


Wir sind Könner.

Das vergessen wir so leicht,

man muss uns wieder und wieder daran erinnern.

Darum gibt es diesen 1.Johannesbrief

mit diesen besonderen Zeilen,

die uns daran erinnern,

dass wir Kinder waren und Gottes Kinder sind;

dass wir als Jugendliche von einer neuen Welt träumten

und immer noch träumen,

und dass wir als Erwachsene wissen,

was Gut ist und was Gott von uns erwartet, nämlich:

Gottes Wort halten und Liebe üben

und uns nicht selbst für Gott halten.


Der 1.Johannesbrief schärft es uns ein:

Du bist eine Könnerin, du bist ein Könner!

Du verbreitest Licht in der Dunkelheit der Welt.

Du machst Menschen Hoffnung.

Du lässt sie Gottes Liebe spüren,

weil du die Liebe kennst

und an die Liebe glaubst

und aus der Liebe lebst.


Amen.