Das Weizenkorn bleibt allein, wenn es nicht in die Erde fällt und stirbt.
Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.
Jesus vergleicht uns mit dem Weizenkorn. Wer sein Leben, mit anderen Worten: sich selbst, in den Mittelpunkt stellt, ist wie das Samenkorn, das man mit nach Hause nimmt. Es erfreut eine*n eine Zeit lang, aber dann hat man es über und vergisst es. Wer dagegen sein Leben verliert, also: sich selbst nicht so wichtig nimmt, bewahrt sein Leben auf für das ewige Leben. Um gleich einem Missverständnis vorzubeugen: Damit ist nicht gemeint, dass man sein Leben nicht wert schätzen, dass man sich opfern oder gar den Märtyrertod sterben soll. Was Jesus mit „sein Leben verlieren” meint, erkennt man, wenn man Kinder beobachtet, wie sie selbstvergessen spielen. Diese Selbst-Vergessenheit im wahrsten Sinne des Wortes: sich selbst und die Sorgen um die Zukunft, um das Aussehen und Ansehen, um den Wert und die Wirkung auf andere vergessen, das ist gemeint, wenn Jesus davon spricht, sein Leben zu verlieren.
Das Kind spielt selbstvergessen. Aber ein*e Erwachsene*r spielt nicht mehr wie ein Kind - wie vergisst sie oder er dann sich selbst? Jesus sagt: indem man ihm dient. Dieser Dienst für Jesus besteht in der Nachfolge. Nachfolge bedeutet, in Jesus’ Fußtapfen zu treten. Diese Fußtapfen sind eigentlich zu groß für uns. Aber wenn man nicht darüber nachdenkt und selbstvergessen hinter Jesus her stapft, entdeckt man, dass man manches von dem tut, was Jesus sich von seinen Nachfolger*innen wünscht: Hungernde sättigen, Fremde willkommen heißen, Bedürftige kleiden, Kranke besuchen (Matthäus 25,35).
Wer auf diese selbstvergessene Weise sein Leben verliert, dem ergeht es wie dem Weizen: Er wächst, wird hundertmal größer und sehr viel schöner als das kleine Samenkorn, aus dem er hervorgegangen ist.