Freitag, 25. November 2016

Über Heimat

Predigt am 1. Advent, 27.11.2016, über Jeremia 23,5-8:

Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird.
Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: „Der Herr unsere Gerechtigkeit“.
Darum siehe, es wird die Zeit kommen, spricht der Herr, dass man nicht mehr sagen wird: „So wahr der Herr lebt, der die Israeliten aus Ägyptenland geführt hat!“, sondern: „So wahr der Herr lebt, der die Nachkommen des Hauses Israel herausgeführt und hergebracht hat aus dem Lande des Nordens und aus allen Ländern, wohin ich sie verstoßen hatte.“ Und sie sollen in ihrem Lande wohnen.

Liebe Gemeinde,

„I'll be home for Christmas …“
So dudelt es wieder aus allen Lautsprechern.
So klingt es auch zuhause, wenn beim Backen,
beim Basteln oder sonstigen Weihnachtsvorbereitungen die CD mit der Weihnachtsmusik läuft:

„I'll be home for Christmas …“
„Weihnachten werde ich zuhause sein …“
Davon sang Bing Crosby 1943 und sprach damit vielen GIs, die fern der Heimat kämpften, aus dem Herzen:
„Weihnachten werde ich zuhause sein …“
1965 wünschte sich die Besatzung von Gemini 7 nach dem bis dahin längsten Aufenthalt von Menschen im All dieses Lied beim Rückflug zur Erde.

„I'll be home for Christmas …“
Diese Zeilen sprechen auch vielen Eltern aus den Herzen, die sich zu Weihnachten auf den Besuch ihrer Kinder freuen. Kinder, die von zuhause ausgezogen sind, die in einer anderen Stadt leben, studieren, arbeiten und nur selten einmal zuhause vorbei schauen.
Schon jetzt beginnt die Vorfreude darauf, dass an Weihnachten die Familie wieder zusammen ist wie früher, vielleicht sogar besser als früher: bereichert um Schwieger- und Enkelkinder.

Und auch die inzwischen erwachsenen Kinder freuen sich auf den Weihnachtsbesuch im Elternhaus.
Auf die von Kindheit an gepflegten Bräuche und Rituale, auf Mutters leckeres Essen, aufs Erzählen und Spielen. Empfinden Wehmut, wenn sie ihr altes Kinderzimmer wieder betreten.

Vielleicht haben sie auch ein bisschen Sorge vor dem, was seit Kindertagen ebenfalls zu Weihnachten gehört: Meinungsverschiedenheiten und Streit, Klagen über Krankheiten und Einsamkeit.

„I'll be home for Christmas …“
Wer dieses Gefühl kennt oder versteht, der wird auch den heutigen Predigttext des Propheten Jeremia verstehen. Die Hoffnung, die darin zum Ausdruck kommt:
Darum siehe, es wird die Zeit kommen, spricht der Herr, dass man nicht mehr sagen wird: „So wahr der Herr lebt, der die Israeliten aus Ägyptenland geführt hat!“, sondern: „So wahr der Herr lebt, der die Nachkommen des Hauses Israel herausgeführt und hergebracht hat aus dem Lande des Nordens und aus allen Ländern, wohin ich sie verstoßen hatte“.
I
Das erste Weihnachtsfest wurde erst ungefähr 600 Jahre nach den Worten Jeremias gefeiert.
Aber Heimkommen, nach Hause kommen, dieser für uns heute mit dem Weihnachtsfest verbundene Wunsch, beseelte damals, im 6. Jahrhundert vor Christus, auch die aus Israel Vertriebenen.

Heimkommen, nach Hause kommen, dieser Wunsch beseelt Menschen bis heute.
Und das nicht nur an Weihnachten.
Unter uns leben Menschen, die ihre Heimat verloren.
Sie wurden vertrieben, sie sind geflohen. Eine Folge des Krieges vor 70 Jahren.
Und ebenso eine Folge der aktuellen Kriege in Syrien, im Irak, in Afghanistan.
Aus vielerlei Ländern flohen Menschen vor Bürgerkrieg, Verfolgung, Armut oder ungerechter Behandlung zu uns.

Viele von ihnen tragen noch immer am Schmerz der Vertreibung, an der Sehnsucht nach der Heimat, dem Elternhaus, das es vielleicht schon längst nicht mehr gibt.
Obwohl sie hier eine neue Heimat, ein neues Zuhause haben, träumen sie manchmal davon, zurückzukehren.
Sie können es aber nicht, oder wagen es nicht.

Auch für die Israeliten damals, vor zweieinhalbtausend Jahren, war die Rückkehr in ihre Heimat nur ein Traum.
Manche sind später zurückgekehrt.
Der zerstörte Tempel wurde wieder aufgebaut.
Aber als die Römer im Jahr 70 auch den Zweiten Tempel zerstörten, verschwand Israel für fast zweitausend Jahre von der Landkarte.
Israel lebte weiter in den Geschichten der Bibel, in den Herzen der über die ganze Welt verstreuten Menschen jüdischen Glaubens.
Israel lebte weiter, bis zur Gründung des Staates Israel, die den im Exil lebenden Juden die Möglichkeit gab, in die Heimat ihrer Vorväter zurückzukehren.

Seit zwei Jahrtausenden wünscht man sich beim Passahfest: „Nächstes Jahr in Jerusalem!“,
was bedeuten soll: Nächstes Jahr feiern wir Passah in Jerusalem.
Es war ein frommer Wunsch. Niemand hielt für möglich, dass er sich erfüllen würde.
Die meisten wollten auch gar nicht mehr fort aus dem Exil, das nun ihre Heimat geworden war.
Sie mussten.
Sie wurden vertrieben, verfolgt, gedemütigt, ermordet,
weil sie anders lebten, anders glaubten als die Mehrheit.
Israel, das Land der biblischen Vorväter,
war ihre einzige Rettung.

II
Die Rückkehr in die Heimat ist für viele Menschen eine große Sehnsucht, ein Traum, der meist unerfüllt bleibt.
Was aber ist "Heimat" überhaupt?

Diejenigen, die im Zweiten Weltkrieg flohen oder vertrieben wurden, erkennen ihre Heimat heute nicht mehr wieder. In den 70 Jahre, die seither vergangen sind, hat sich alles verändert. Das Elternhaus steht nicht mehr. Manche Ortschaft gibt es nicht mehr. Vor allem lebt niemand mehr
von den alten Nachbarn, Freunden, Verwandten. Der Krieg, die Zeit haben alles ausgelöscht.
So erging und so ergeht es allen Flüchtlingen und Vertriebenen.

Heimat - das ist deshalb vielleicht gar nicht so sehr der Ort, aus dem man stammt, das Elternhaus, das Grundstück, geliebter Baum und vertrauter Weg, dort die Kirche, da die Schule ...

Heimat, das ist doch vielmehr der Ort, wo man willkommen ist.
Wo man sein darf, wie man ist, wo man wohnen darf und leben gelassen wird,
wo man die Bräuche der Väter pflegen, dem Glauben der Mütter anhängen darf.
Wo die Kinder nicht von anderen Kindern "Spaghettifresser" oder "Kanake" geschimpft werden.
Wo man nicht wegen seiner Hautfarbe, seiner Herkunft, seines Dialekts, seines Glaubens, seiner Lebensgewohnheiten gemieden oder verspottet wird.

Heimat ist der Ort, zu dem man „mein“ sagen kann: „mein Zuhause“, und niemand widerspricht. Und erklärt, man müsse erst hier geboren sein, oder Eltern, Großeltern gar, müssten hier geboren sein, damit man diesen Ort „mein Zuhause“ nennen darf.

III
Es geht um mehr als Häuser und Grundstücke, es geht um mehr als einen konkreten Ort in der Welt. Es geht um Recht und Gerechtigkeit. Um Hilfe, und um ein Leben ohne Angst:
„Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird. Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen.“
Damals, vor zweieinhalbtausend Jahren, ging es nur darum, dass Juda geholfen wird und Israel sicher wohnen kann. Auch heute noch geht es um nichts anderes als darum, dass allen Menschen geholfen wird, weil alle die gleichen Rechte besitzen. Dass keine Unterschiede gemacht werden aufgrund der Hautfarbe, der Herkunft, der Religion.
Auch heute noch geht es um nichts anderes als darum, dass im Umgang miteinander Gerechtigkeit herrscht und keiner sich durch Beziehungen Vorteile verschafft, weil er jemanden kennt, der jemanden kennt ...
Auch heute noch sollte es selbstverständlich sein, dass Menschen, die Hilfe brauchen, Hilfe bekommen.
Auch heute wollen wir keine Angst um unsere Kinder haben müssen.

Damals wie heute wünscht man sich einen gerechten Herrscher, eine gerechte Regierung, die für all das Sorge trägt. Damals wie heute wird man enttäuscht, dass es so etwas wie eine gerechte Regierung nicht gibt. Es bleibt die Sehnsucht nach dem „gerechten Spross aus Davids Stamm“; nach dem Erlöser, der das Krumme gerade macht, und das Hohe niedrig; der die Letzten auch einmal Erste sein lässt, und die, die immer Erste waren, müssen sich einmal ganz hinten anstellen …

IV
Dieser Erlöser ist gekommen. Aber er kam ganz anders, als man dachte. Er ritt auf einem Esel.
Das war im Prinzip in Ordnung; so hatte die Bibel die Ankunft des „gerechten Sprosses aus Davids Stamm“ ausgemalt.
Er kam nach Jerusalem - nächstes Jahr in Jerusalem! Auch das entsprach den Weissagungen der Bibel.
Aber was dann in Jerusalem geschah, was Jesus da erlebte und erlitt, waren nicht Recht und Gerechtigkeit, Hilfe und Sicherheit, sondern das genaue Gegenteil.

Jesus verlor in Jerusalem sein Leben. Er gab es freiwillig her, opferte sich, damit wir niemanden mehr opfern müssen.
Er ließ sich schmähen und verspotten, damit wir nicht mehr übereinander herziehen, nicht mehr hinter dem Rücken des anderen reden und uns mit Schimpfworten betiteln müssen wie „Kanake“ oder „Volksverräter“.
Jesus lebte als Heimatloser und hat, obwohl er manchmal „Nazarener“ genannt wurde, nie irgendeinen Nationalstolz entwickelt. Auch wir können die Finger vom Chauvinismus lassen; können darauf verzichten, irgendeine Herkunft für besser zu halten als eine andere.
Jesus erduldete ungerechte Behandlung, damit wir einander mit Respekt begegnen, fair und freundlich miteinander umgehen können.

V
Jesus zog in Jerusalem ein in Erfüllung der alten Weissagungen, dass eine Zeit kommen wird,
in der man sich nicht mehr das nimmt, von dem man meint, dass es einem zusteht;
in der man anderen nichts mehr wegnimmt, von dem man meint, dass es ihnen nicht zusteht.
Eine Zeit, in der man nach Gerechtigkeit strebt und Gerechtigkeit für alle Menschen sucht.

Die Zeit ist da.

Obwohl Jesus scheinbar scheiterte, wurde er unsere Gerechtigkeit. Er hat uns gerecht gemacht, unseren guten Ruf wiederhergestellt. In ihm sind wir die, die wir immer sein sollten, egal, was andere von uns sagen oder über uns denken.

Er gab uns Heimat. In diesem, seinem Haus sind wir zuhause. Hier sind wir sicher. Hier dürfen wir sein. Hier werden wir nicht nur widerwillig geduldet in der Hoffnung, dass wir bald wieder verschwinden. Hier werden wir willkommen geheißen, hier werden wir sehnsüchtig erwartet und gebeten, zu bleiben.

„I'll be home for Christmas …“
In dieser Kirche kommen an Weihnachten alle wieder zusammen.
Nicht nur an Weihnachten hören wir von der Verheißung eines Königs, „der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird.“
Versuchen wir, an diesen außergewöhnlichen König zu glauben und unseren Glauben auch zu leben.

Amen.

Ein "klassisches" Krippenspiel

"Klassisches" Krippenspiel für 14 SprecherInnen

Caspar
Melchior
Balthasar

Maria
Josef

1. Hirte
2. Hirte
3. Hirte

1. Wirt
2. Wirt
3. Wirt

1. Engel
2. Engel
3. Engel


1. SZENE: Aufbrüche

(MARIA und JOSEF kommen durch den Mittelgang nach vorn)

MARIA:    Hast du die Haustür abgeschlossen, Josef?

JOSEF:    Aber sicher!

MARIA:    Hast du auf die Klinke gedrückt,
ob die Tür wirklich zu ist?

JOSEF:    Natürlich! Das mache ich doch immer.

MARIA:    Und war das Feuer im Herd aus?

JOSEF:    Das Feuer war aus. Ich habe extra noch mal nachgesehen.

MARIA:    Und hast du die Fenster …

JOSEF:     (unterbricht sie)
Jetzt mach bitte mal eine Pause, Maria!
Unsere Nachbarn haben den Schlüssel.
Sie werden schon aufpassen und sich kümmern.

MARIA:    Ich bin so aufgeregt!
Der weite Weg bis nach Bethlehem.
Hoffentlich passiert uns nichts.
Und dem Kind erst!

JOSEF:    (sieht Maria an)
Ich weiß, wie sehr du dir Sorgen machst.
Aber Dein Kind ist Gottes Sohn.
Meinst du nicht,
Gott wird auf Dich und das Kind aufpassen?
Und außerdem bin ich ja auch noch da!

(MARIA und JOSEF gehen hinter den Altar)

(Oben auf der Kanzel erscheinen CASPAR, MELCHIOR und BALTHASAR)

CASPAR:   (zeigt auf den Weihnachtsstern)
Seht ihr? Da ist der Stern.

MEL.:     (liest in einem dicken Buch)
Dieser Stern zeigt die Geburt des Messias an.

BALTH.:    Messias - das ist ein hebräisches Wort.

CASPAR:    Ist diese Sprache nicht längst ausgestorben?

MEL.:      Die Sprache schon.
 Aber nicht die Menschen,
 die sie lesen und verstehen können.

BALTH.:    Wo wohnen diese Leute?

MEL.:      In Israel.

CASPAR:    Und was ist nun dieser “Messias”?

MEL.:      Hier steht: (liest)
 “Der Messias ist ein König,
 der gerecht sein
 und ein Reich des Friedens bringen wird.”

BALTH.:    Das klingt gut!
 So einen König hatten wir noch nie.
 Den können wir gut gebrauchen.

CASPAR:    Wir reisen sofort nach Israel!
 Diesen König müssen wir unbedingt sehen!

BALTH.:    Wir bringen ihm Geschenke mit.
 Er soll wissen, dass wir uns auf ihn freuen.

MEL.:      Halt! Nicht so schnell! 
           Wie wollt ihr ihn denn finden?

CASPAR:    So groß ist Israel nicht.
 Außerdem finden wir ihn ganz einfach!
 (zeigt auf den Stern)

MEL.:      (Guckt ihn fragend an)

CASPAR:    (Zeigt ganz deutlich auf den Stern)

MEL.:      Was? Was soll das bedeuten?
 (äfft die Geste nach)

BALTH.:    Du bist heute aber ganz schön schwer von Begriff!
 (lacht) Und du willst ein Weiser sein?

MEL.:      (äfft ihn nach) 
           Ha, ha, ha.
 (eingeschnappt)
 Man kann weise sein
 und trotzdem manchmal nichts kapieren.

CASPAR:    (versöhnlich)
 Ich habe auf den Stern gezeigt.        
 Der Stern geht uns voran.
 Er wird uns führen.

MEL.:      (schlägt sich gegen die Stirn)
 Genial! Dass ich nicht selbst darauf gekommen bin!
 (ruft laut, nach hinten)
 Diener! Sattelt unsere Kamele!

(CASPAR, MELCHIOR und BALTHASAR gehen von der Kanzel hinter den Altar)


2. SZENE: Die Wirte reiben sich die Hände

(WIRT 1, WIRT 2, und WIRT 3 treten auf, alle drei mit Schürzen und hochgekrempelten Ärmeln. Sie sehen sehr zufrieden aus)

WIRT 1:    (Guckt und zeigt in die Gemeinde)
 Habt Ihr die vielen Leute gesehen?

WIRT 2:    (reibt sich die Hände)
 Das wird ein Geschäft dieses Jahr!

WIRT 3:    Mein Gasthaus ist schon ausgebucht!

WIRT 2:    Wir haben sogar unser Schlafzimmer vermietet!

WIRT 3:    Gute Idee! Aber wo schlaft ihr?

WIRT 2:    An Schlaf ist doch sowieso nicht zu denken.
 Wir machen abwechselnd ein Nickerchen im Sessel.

WIRT 1:    Wir haben die Preise verdoppelt.

WIRT 3:    Wir hätten den dreifachen Preis nehmen sollen!

WIRT 1:    Sei doch nicht so gierig!

WIRT 2:    Was soll nur mit den vielen Leuten werden,
 die kein Zimmer mehr finden?
 Die können doch nicht auf der Straße schlafen!

WIRT 3:    Unser Bürgermeister hat gesagt:
 Wir schaffen das!
 Soll er doch sehen, wo er den Platz hernimmt.

WIRT 1:    Wartet! Wir haben doch alle einen Dachboden.

WIRT 3:    Den vermieten wir zum halben Preis …

WIRT 1:    also zum vollen normalen Preis …

WIRT 2:    (reibt sich die Hände)
 Das wird ein Geschäft dieses Jahr!


3. SZENE:    Kein Raum in der Herberge

(MARIA und JOSEF treten auf)

JOSEF:     Wir sind da. Wir haben es geschafft.

MARIA:     Ein Glück! Ich kann nicht mehr!

JOSEF:     Jetzt brauchen wir bloß noch ein Zimmer …

MARIA:     Oh ja! Eine Dusche und ein weiches Bett!
 Wie ich mich danach sehne.

JOSEF:     Hast du gerade "Dusche" gesagt?

MARIA:     Ja! Ich will mir einen ganzen Eimer
 warmes Wasser über den Kopf gießen,
 um den Staub der Straße von mir abzuduschen.

JOSEF:     (geht zur rechten Seite)
 Hier ist die erste Herberge.
 Eigenartig … die Tür ist verschlossen …
 Na, ich klopfe trotzdem mal an.
 (klopft)

WIRT 1:    Guten Abend und Auf Wiedersehen!
 Wir sind ausgebucht.

JOSEF:     Was heißt das, "wir sind ausgebucht"?

WIRT 1:    Wir sind voll, kein Platz mehr.
 (WIRT 1 ab)

JOSEF:     Oh.

MARIA:     Was ist, Josef?

JOSEF:     In dieser Herberge gibt es kein Zimmer für uns.
 Aber da vorn ist ja schon die nächste!
 (geht zur linken Seite)
 Komisch … die Tür ist auch zu …
 Sie wird doch nicht auch …

MARIA:     Was ist, Josef?

JOSEF:     Ach, nichts … 
           Ich sagte: Ich klopfe gleich mal an.
 (klopft)

WIRT 2:    Hallo und Tschüss! Hier gibt es kein Zimmer mehr.

JOSEF:     Aber das kann doch nicht sein!
 Wo sollen wir denn heute Nacht bleiben?
 (zeigt auf Maria)
 Sehen Sie meine Frau: Sie bekommt ein Kind!

WIRT 2:    Tut mir leid, ehrlich!
 Wir haben sogar unser Schlafzimmer vermietet.
 Nichts zu machen.
 Ich würde ja gerne helfen, aber ich kann nicht.
 Fragt den Bürgermeister!
 (WIRT 2 ab)

(Josef lässt den Kopf hängen)

MARIA:     Josef? Was ist denn los?
 Warum siehst du so traurig aus?

JOSEF:     Es ist kein Zimmer mehr frei.
 Wo sollen wir denn heute Nacht bleiben?
 Und was, wenn das Kind heute Nacht geboren wird?
 Was soll ich nur machen?

MARIA:     (zeigt auf den Altar)
 Komm, da ist noch eine Herberge.
 Versuchen wir es da!

JOSEF:     (klopft)

WIRT 3:    Guten Abend.

JOSEF:     Sie sind unsere letzte Rettung!
 Wir brauchen ganz dringend ein Zimmer.
 Meine Frau ist schwanger und …

WIRT 3:    (unterbricht)
 Es tut mir schrecklich leid!
 Ihr wart wohl schon bei den anderen Herbergen?

(MARIA und JOSEF nicken)

 Tja, hier ist leider auch alles belegt.
 Wir haben wirklich getan, was wir konnten.
 Aber jetzt haben wir keine einzige Decke
 und keinen Zentimeter Platz mehr.

JOSEF:     (verzweifelt)
 Aber das geht nicht!
 Das kann doch nicht sein!
 Wir können doch nicht auf der Straße übernachten!

WIRT 3:    Also, eine Idee hätte ich noch …
 Wenn es euch nichts ausmacht,
 in einem Stall zu übernachten …

MARIA:     Ich habe mich so auf eine Dusche
 und ein weiches Bett gefreut,
 aber in der Not tut's auch ein Stall.

WIRT 3:    Dann könnt ihr in meinem Stall übernachten.
 Er ist dort drüben.
 (zeigt auf die rechte Seite)
 Da habt ihr es wenigstens warm.

(WIRT 3, MARIA und JOSEF ab)

Lied EG 48,1-3 : Kommet, ihr Hirten


4. SZENE:  Die Hirten bekommen Besuch

HIRTE 1:   Ganz schön einsam hier draußen.

HIRTE 2:   In Bethlehem ist jetzt sicher was los.
 All die vielen Leute,
 die aus fernen Ländern nach Hause gekommen sind!

HIRTE 3:   Ich wäre gern dabei.
 Was die erzählen können!
 Das ist besser als Fernsehen!

HIRTE 2:   Hast du gerade "Fernsehen" gesagt?

HIRTE 3:   Ich meinte: "In die Ferne sehen".
 Das ist das einzige, was wir hier tun können.

HIRTE 2:   Hier gibt's aber nichts zu sehen. 
           Es ist Nacht.

HIRTE 1:   (träumerisch)
 Wenn Gäste kommen, gibt es immer viel zu essen.

HIRTE 2:   (fängt auch an zu träumen)
 Und viel zu trinken auch. 
 Ach, der süße Wein …!

HIRTE 3:   (zeigt in die Gemeinde)
 Aber wir müssen hier draußen auf die Schafe aufpassen.

HIRTE 1:   Hier ist doch nichts los.
 Die Schafe können ganz gut auf sich selbst aufpassen.

HIRTE 2:   Aber wenn ein Wolf kommt!

HIRTE 3:   Sag bloß sowas nicht!
 Ich habe Angst vor Wölfen!

HIRTE 2:   Oder Räuber, die die Schafe stehlen wollen.
 In Nächten wie diesen klauen sie ganz besonders gern!

HIRTE 3:   Du machst mir Angst!
 Erst Wölfe! Und jetzt auch noch Räuber!

(Die Engel treten auf)

HIRTE 1:   (zeigt auf die Engel)
 Seht mal, was ist das denn?

HIRTE 3:   (versteckt sich hinter Hirte 2)
 Hilfe, die Räuber! Die Räuber kommen!

ENGEL 1:   Fürchtet euch nicht!

ENGEL 2:   Siehe, ich verkündige euch große Freude,
 die allem Volk widerfahren wird!

ENGEL 3:   Euch ist heute der Heiland geboren,
 welcher ist Christus, der Herr, 
 in der Stadt Davids.

ENGEL 1:   Und das habt zum Zeichen:
 Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt
 und in einer Krippe liegen.

ENGEL 1,2+3: Ehre sei Gott in der Höhe
 und Friede auf Erden
 bei den Menschen seines Wohlgefallens.

(Engel drehen sich um)

HIRTE 3:   (kommt hinter Hirte 2 hervor)
 Halt! Wartet, bitte! Seid ihr Engel?

ENGEL 1:   Ja, wir sind Engel.

HIRTE 3:   Ich habe euch nicht verstanden.
 Redet ihr immer so komisch?

ENGEL 2:   Heute ist der Messias geboren.

ENGEL 3:   Der Sohn Gottes,
 der der Welt Frieden und Gerechtigkeit bringt.

ENGEL 1:   Gott wird ein Mensch, wie ihr.

ENGEL 2:   Ihr seid die ersten, die es erfahren.

ENGEL 3:   Ihr sollt zum Messias gehen,
 ihn sehen und allen Menschen von ihm erzählen.

HIRTE 2:   Wo finden wir den Messias?

ENGEL 3:   Bethlehem ist die Stadt, aus der König David stammt.
 Dort wurde der Messias geboren

ENGEL 2:   Der Messias wurde nicht in einem Palast geboren,
 auch nicht in einem Haus, sondern in einem Stall.

ENGEL 1:   Darum liegt er in einer Krippe.

ENGEL 3:   Geht nun. Friede sei mit euch.

(Die Engel gehen)

HIRTE 3:   Was sollen wir denn jetzt machen?

HIRTE 1:   Nach Bethlehem gehen, wie der Engel gesagt hat.

HIRTE 3:   Aber wir können doch die Schafe nicht allein lassen!
 Was, wenn ein Wolf kommt? Oder Räuber?

HIRTE 1:   Die Schafe können ganz gut auf sich selbst aufpassen.
      Wir haben einen Auftrag. Von Gott.
 Meint ihr nicht, dass das wichtiger ist?

HIRTE 2:   Ich finde auch, wir sollten gehen.
 Irgendwie habe ich das Gefühl,
 dass den Schafen heute Nacht nichts Böses passieren wird.
 (zeigt in die Gemeinde)
 Sie sehen alle so friedlich aus …
 (Hirten gehen ab)

LIED EG 55 (1-3) O Bethlehem, du kleine Stadt


5. SZENE: Die Hirten finden das Kind

(MARIA und JOSEF sitzen an der Krippe. Die Hirten kommen)

HIRTE 1:   Hier ist der Stall. Hier muss es sein.

HIRTE 2:   (zeigt auf MARIA und JOSEF)
 Da sind die Eltern.
 (zu MARIA und JOSEF)
 Friede sei mit euch!

JOSEF:     Friede sei mit dir!
 Sucht ihr auch noch einen Platz zum Schlafen?
 Meine Frau hat gerade ein Kind bekommen.
 Wenn ihr leise seid, könnt ihr hier mit übernachten.

HIRTE 3:   Wir sind Hirten.
 Wir übernachten draußen, bei unseren Schafen.
 Aber wir haben unsere Schafe im Stich gelassen
 und sind gekommen, weil ein Engel uns geschickt hat.

MARIA:     Ein Engel?

HIRTE 3:   Ja. Er hat gesagt,
 dass heute Gottes Sohn in einem Stall geboren wird,
 und dass wir ihn sehen
 und allen Menschen von ihm erzählen sollen.

HIRTE 2:   Dürfen wir das Kind sehen?

MARIA:     Ja, gern. Es heißt Jesus.

(HIRTE 1, HIRTE 2, HIRTE 3 gehen zur Krippe, schauen hinein)

HIRTE 1:   Willkommen, Jesus.
 Wir sind froh, dass du da bist.
 Du wirst der Welt Frieden und Gerechtigkeit bringen.

HIRTE 3:   Wenn du König sein wirst, Jesus,
 dann denke bitte auch an uns Hirten.

HIRTE 2:   Ist er nicht süß?
 So ein kleines Kind ist ein Wunder!


6. SZENE: Die Könige kommen

(CASPAR, MELCHIOR und BALTHASAR stehen mit Geschenken vor dem Altar)

CASPAR:    Komisch. Der Messias ist doch ein König, oder?

MEL.:      Ja, habe ich euch doch vorgelesen:
 “Der Messias ist ein König,
 der gerecht sein
 und ein Reich des Friedens bringen wird.”

CASPAR:    Aber als wir bei König Herodes waren,
 wusste der nichts von einem Königssohn.

BALTH.:    König Herodes war ganz komisch zu uns.

MEL.:      Ja, so … hintenrum und … irgendwie schleimig.

BALTH.:    Ich hab euch ja gesagt, dass wir da falsch sind.
 Der Stern zeigte auf dieses kleine Dorf hier.

CASPAR:    Aber ein König - in einem Dorf?

MEL.:      (zeigt auf den Stall)
 Jedenfalls steht der Stern über diesem Stall dort.

BALTH.:    Dann muss der König dort sein.

CASPAR:    Worauf wartet ihr? Gehen wir hinein!

(CASPAR, MELCHIOR und BALTHASAR gehen zur Krippe, legen ihre Geschenke davor nieder und knien sich hin)

LIED EG 52,1-4: Wisst ihr noch, wie es geschehen