Heute
konnte unser Hund nicht mehr aufstehen. Sooft man ihn dazu animierte,
jaulte er vor Schmerz auf, zog die Hinterläufe unter den Leib und
machte den Rücken krumm. Alles Locken half nichts, der Schmerz war
zu groß.
Es
bricht einem das Herz, wenn man Leid mit ansehen muss, zumal beim
eigenen Haustier. Wie viel schwerer ist es, wenn ein Mensch leiden
muss! Man steht hilflos daneben und würde am liebsten weglaufen,
weil es kaum auszuhalten ist, dass man nichts tun kann - und doch
kann man gar nichts anderes und gar nichts besseres tun, als da zu
bleiben und auszuhalten, was nicht zu ertragen ist.
In
solchen Momenten schießt einem die Frage nach dem Warum durch den
Kopf. Warum muss dieser Mensch, warum muss dieses Tier, warum müssen
wir leiden?
Auf
diese oft verzweifelt gestellte Frage gibt es keine Antwort. Es
scheint, als verstumme Gott gerade in den Momenten, wo man am
dringendsten auf eine Antwort wartet, oder wenigstens ein kleines
Zeichen seiner Nähe. Selbst Jesus hat diese Erfahrung machen müssen.
Am Kreuz schrie er nach Gott: "Mein Gott, mein Gott, warum hast
du mich verlassen?" (Matthäus 27,46)
Ja,
wo war Gott, als sein Sohn qualvoll am Kreuz starb? Wo ist Gott, wenn
Mensch und Kreatur leiden müssen?
Leid
ist ein schrecklicher Begleiter des Lebens. Man kann es betäuben,
manchmal lindern - los wird man es nicht, und es bleibt niemandem
erspart. Man kann es nicht begreifen, man kann es nicht erklären,
weil es keinen Sinn hat, wie auch der Tod keinen Sinn hat.
In
der Passionszeit setzen wir uns dem Leiden Jesu aus, bis zu seinem
schrecklichen Tod am Kreuz, um dem Leiden und dem Tod unseren
Glauben, unsere Hoffnung und Liebe entgegen zu halten. In der
Passionszeit üben wir den Ernstfall, sozusagen. Wir suchen, wo wir
Trost finden können und eine Antwort auf die Frage, wo Gott ist im
Leiden. Im Gottesdienst machen wir die Erfahrung: Wir sind nicht
allein. Andere fragen wie wir, und gemeinsam geben wir uns Halt, wenn
Gewissheiten und Überzeugungen nicht mehr tragen. Das Leiden
zerbricht den Glauben in Stücke, aber wenn wir im Gottesdienst die
Bruchstücke unseres Glaubens zusammentragen, entsteht ein
Fundament, auf dem man aufbauen kann. Dann finden wir den Mut,
anderen beizustehen und ihnen tragen zu helfen, was nicht zu ertragen
ist. Mit unserem Bruchstück des Glaubens, mit dem, was uns an
Hoffnung geblieben ist, und mit unserer Liebe wagen wir es, dem Leid
und dem Tod die Stirn zu bieten. Und der Leidende spürt: Ich bin
nicht allein.
Jesus
war am Kreuz nicht allein. Seine Mutter und sein bester Freund
standen bei ihm. Sie standen ihm bei und glaubten für ihn, als er
sich von Gott verlassen glaubte. So war Gott bei ihm, bis zuletzt. So
ist Gott bei uns: In den Menschen, die uns beistehen und uns mit
ihrem Glauben, ihrer Hoffnung, ihrer Liebe festhalten.