Dienstag, 22. Dezember 2020

Die wichtigste Nachricht des Tages

 

 „Christ, der Retter, ist da!” Unter einem Retter stelle ich mir einen starken Mann vor, einen Held, der alles kann und unbesiegbar ist. Aber Jesus ist kein Held, sondern ein kleines, hilfloses Baby in einer Futterkrippe. Wie kann ein Baby unser Retter sein?
 
Sollen wir unsere Hoffnung auf einen Helden oder einen Anführer setzen? Die denken am Ende doch nur an sich, und es geschieht Unrecht. Die Welt wird nicht gerettet, wenn man Menschen mit Gewalt dazu zwingt, zu tun, was einer für richtig hält. Rettung kommt allein von Gott. Gott wendet keine Gewalt an. Gott haut nicht mit der Faust auf den Tisch, damit alle tun, was er will. Gott vertraut auf uns, wenn es um die Rettung der Welt geht. Darum kommt sein Sohn als Baby auf die Welt. Es gibt böse Menschen, die sogar einem Baby weh tun. Aber wir nicht. Wir haben Mitleid und empfinden Barmherzigkeit mit einem Kind. Genau das rettet die Welt: Mitleid und Barmherzigkeit. Sie machen das Menschsein, die Menschlichkeit aus.
 
Aber wir sind doch nur so wenige! Ja, das stimmt. Die meisten Menschen scheinen gleichgültig zu sein. Aber immer wieder gibt es jemanden, die etwas sagt oder etwas tut. Hier eine, und da einer. Überall, in unserem Ort, in unserem Land, auf der ganzen Welt. Wenn wir am Heiligen Abend um 20.00 Uhr das Fenster oder die Haustür aufmachen und „Stille Nacht” singen, dann sind wir vielleicht allein in unserer Straße. Vielleicht hören wir aber auch schon aus dem Nachbarhaus jemanden singen. Viele Menschen werden in dieser Nacht singen. Wenn wir sie auch nicht hören können, wissen wir doch, dass sie da sind.
 
Wir müssen gar nicht wissen, wie viele wir sind. Denn wir sollen nicht auf die Macht der Masse vertrauen, sondern auf die Macht der Liebe. Auf Gottes Macht. Die Liebe zwingt nicht mit Gewalt. Die Liebe überzeugt nicht mit Worten. Die Liebe ergreift uns, wie das Wunder der Weihnacht. Wie der Anblick des Kindes in der Krippe. Wir werden davon ergriffen, und Mitleid und Barmherzigkeit erwachen in uns. Wir werden andere Menschen, und wir gehen anders miteinander um: Freundlicher, respektvoller, hilfsbereiter. Das Schicksal fremder Menschen berührt uns. Wir wollen nicht, dass Kinder im Mittelmeer ertrinken, in der Sahelzone verhungern, in Syrien oder im Jemen Angst vor Bomben haben müssen. Weil wir das Kind in der Krippe gesehen haben. Das Kind hat uns angerührt. Und ist unser Retter geworden. Amen.

„Der Hoffnung eine Stimme geben” - Aktion der Nordkirche zu Hl. Abend 2020