Samstag, 13. Februar 2021

Licht sein

Gedanken zum Predigttext für den Sonntag Estomihi, 14. Februar 2021, Jesaja 58,1-9a

„Dein Licht wird hervorbrechen wie die Morgenröte.” (Jes 58,8)

Endlich werden die Tage wieder spürbar länger! Wenn man morgens aufsteht, wird es bereits hell. Dieser Tage wird man für’s Frühaufstehen mit einem wunderbaren Morgenrot belohnt. Und man muss auch nicht schon am Nachmittag das Licht in der Wohnung anschalten, sondern tatsächlich erst zum Abend. Diese Helligkeit ist tröstlich nach den dunklen Tagen. Wenn die Sonne scheint, hat man gleich gute Laune. Wir können die Dunkelheit aushalten und mögen sie auch hin und wieder ganz gern, aber wir brauchen das Licht, um uns wohlzufühlen und glücklich zu sein.

Der Prophet Jesaja spricht davon, dass in uns Licht steckt, und dass dieses Licht hervorbricht wie die Morgenröte, die einen verzaubern und in ihren Bann ziehen kann. Da wir nicht im Dunkeln leuchten, kann Jesaja das mit dem Licht nur im übertragenen Sinne gemeint haben. Die Morgenröte gibt uns den Hinweis: So, wie die Morgenröte den Betrachter bezaubert, können auch wir bezaubern. Wir können ganz bezaubernde Menschen sein. Wann sind wir das, und wie machen wir das? Auch darauf gibt Jesaja einen Hinweis: „Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus”. Wir sind immer dann bezaubernd, wenn wir uns anderen Menschen zuwenden. Menschen, die Hilfe suchen. Menschen, die einsam sind. Menschen, die von anderen geschnitten und gemieden werden. Menschen, die nicht mehr damit rechnen, dass jemand an ihnen und ihrem Schicksal Interesse hat. Menschen, die sonst keinen haben, der sich für sie und ihre Belange einsetzt. Die Liste ist lang; man kann sie leicht verlängern. Es gibt viele Menschen, die im Dunkeln sitzen - auch wir gehören manchmal dazu.

Wenn wir uns anderen zuwenden, leuchten wir nicht aus uns selbst, wie gesagt. Auch das Morgenrot leuchtet nicht aus sich selbst. Es reflektiert das Licht der Sonne. Wenn wir uns Menschen zuwenden, leuchtet ihr Gesicht vor Freude. Unser Leuchten ist ein Widerschein ihres leuchtenden Gesichtes; wir reflektieren ihr Leuchten, wie die Morgenröte das Licht der Sonne.

Noch immer können wir uns nicht treffen. Noch immer können wir nicht Gottesdienst feiern, wie wir es gewohnt sind. Aber wir können uns anderen zuwenden, einander helfen. Jesaja meint, das sei etwas, an dem Gott Freude hat: ein Gottes-Dienst im wahrsten Sinne des Wortes. Solange wir nicht zusammenkommen können, feiern wir Gottesdienst auf diese Weise: indem wir einander nicht vergessen und uns besonders um Verletzliche, Schwache und Einsame kümmern. Dann leuchten ihre Gesichter, und dann leuchten wir - wie die Morgenröte.