Gedanken zum Predigttext für den Sonntag Sexagesimae, 7.2.2021, Lukas 8,4-15
„Seht zu, wie ihr hört!” (Lukas 8,18)
„Kannst du nicht hören!?”, rufen Eltern verzweifelt, wenn ihr Kind tut, was man ihm verboten hat. Natürlich kann das Kind hören, was seine Eltern sagen, aber das ist hier nicht gemeint. Es geht nicht um den Vorgang des Hörens, der an sich schon wunderbar ist, wenn man sich einmal mit dem komplizierten Aufbau unseres Hörapparates beschäftigt hat. Sondern darum, was man mit dem Gehörten macht. Das „Gleichnis vom vierfachen Acker”, das Evangelium des heutigen Sonntages, gibt vier Beispiele, was aus dem Gehörten werden kann:
- Es geht sozusagen daneben. Man hört gar nicht richtig zu, das Gehörte kommt gar nicht erst an.
- Es kann nicht Fuß fassen. Das Gehörte kann nirgendwo anknüpfen, sich nicht festsetzen und bleibt deshalb ohne Folgen.
- Das Gehörte wird unterdrückt von all den anderen Dingen, die uns beschäftigen. Und
- das Gehörte fällt auf fruchtbaren Boden. Man macht etwas daraus und kann seine Früchte ernten.
Wir haben wahrscheinlich mit allen vier Arten des Hörens unsere Erfahrungen gemacht. Oft ist das Hören von der Tagesform abhängig. Wer müde ist, kann nicht richtig zuhören, ebenso, wen Sorgen belasten.
Doch Jesus erzählt sein Gleichnis nicht, um damit zu demonstrieren, wie gut oder schlecht wir manchmal zuhören. Jesus erzählt vom Reich Gottes. Dieses Reich Gottes verwirklicht sich nur, wenn wir wirklich gut und aufmerksam auf Gottes Wort hören. Um des Reiches Gottes willen können wir es uns nicht leisten, zu müde oder zu belastet zum Hören zu sein. Deshalb mahnt Jesus: „Seht zu, wie ihr hört!” Wie man zuhört, kann man beeinflussen; Zuhören kann man lernen und üben. Lernen und üben können wir, was wir aus dem Gehörten machen. Ob wir uns Gottes Wort zu Herzen gehen lassen und zu Herzen nehmen.
Wir suchen wichtige Worte aus, die uns viel bedeuten. Wir schreiben sie in ein Buch, hängen sie uns an die Wand oder legen sie auf unseren Nachttisch. Weise Sprüche, die uns trösten, uns an etwas Wichtiges erinnern. Worte, die wir uns ausgesucht haben oder die uns sozusagen über den Weg gelaufen sind, uns sehr berührt haben und uns seitdem begleiten.
Gottes Wort dagegen kann man sich nicht aussuchen. Es kommt unerwartet, ungelegen und ungebeten. Oft konfrontiert es uns mit einer Wahrheit, die uns nicht gefällt, die wir nicht hören möchten. Oder es sagt uns etwas zu, das wir nicht hören können, weil wir uns nicht gemeint fühlen, weil wir meinen, es nicht wert zu sein. Darum ist es gar nicht so einfach, auf Gottes Wort zu hören. Und darum muss man dieses Hören lernen und üben – lernen und üben, sich Gottes Wort gesagt sein zu lassen. Denn Gottes Wort beurteilt und verurteilt uns nicht. Gottes Wort macht uns stark und schön, damit unser Leben Frucht bringen kann. Gottes Wort vertreibt alle giftigen Worte, die andere in uns gelegt haben – vertreibt auch das Gift, das wir selbst in uns legen. Nicht sofort, sondern allmählich, wenn wir lernen und üben, darauf zu hören. Wenn wir auf Gottes Wort zu hören lernen, bekommen wir manchmal ein Stück vom Reich Gottes zu sehen.