Freitag, 25. November 2016

Ein "klassisches" Krippenspiel

"Klassisches" Krippenspiel für 14 SprecherInnen

Caspar
Melchior
Balthasar

Maria
Josef

1. Hirte
2. Hirte
3. Hirte

1. Wirt
2. Wirt
3. Wirt

1. Engel
2. Engel
3. Engel


1. SZENE: Aufbrüche

(MARIA und JOSEF kommen durch den Mittelgang nach vorn)

MARIA:    Hast du die Haustür abgeschlossen, Josef?

JOSEF:    Aber sicher!

MARIA:    Hast du auf die Klinke gedrückt,
ob die Tür wirklich zu ist?

JOSEF:    Natürlich! Das mache ich doch immer.

MARIA:    Und war das Feuer im Herd aus?

JOSEF:    Das Feuer war aus. Ich habe extra noch mal nachgesehen.

MARIA:    Und hast du die Fenster …

JOSEF:     (unterbricht sie)
Jetzt mach bitte mal eine Pause, Maria!
Unsere Nachbarn haben den Schlüssel.
Sie werden schon aufpassen und sich kümmern.

MARIA:    Ich bin so aufgeregt!
Der weite Weg bis nach Bethlehem.
Hoffentlich passiert uns nichts.
Und dem Kind erst!

JOSEF:    (sieht Maria an)
Ich weiß, wie sehr du dir Sorgen machst.
Aber Dein Kind ist Gottes Sohn.
Meinst du nicht,
Gott wird auf Dich und das Kind aufpassen?
Und außerdem bin ich ja auch noch da!

(MARIA und JOSEF gehen hinter den Altar)

(Oben auf der Kanzel erscheinen CASPAR, MELCHIOR und BALTHASAR)

CASPAR:   (zeigt auf den Weihnachtsstern)
Seht ihr? Da ist der Stern.

MEL.:     (liest in einem dicken Buch)
Dieser Stern zeigt die Geburt des Messias an.

BALTH.:    Messias - das ist ein hebräisches Wort.

CASPAR:    Ist diese Sprache nicht längst ausgestorben?

MEL.:      Die Sprache schon.
 Aber nicht die Menschen,
 die sie lesen und verstehen können.

BALTH.:    Wo wohnen diese Leute?

MEL.:      In Israel.

CASPAR:    Und was ist nun dieser “Messias”?

MEL.:      Hier steht: (liest)
 “Der Messias ist ein König,
 der gerecht sein
 und ein Reich des Friedens bringen wird.”

BALTH.:    Das klingt gut!
 So einen König hatten wir noch nie.
 Den können wir gut gebrauchen.

CASPAR:    Wir reisen sofort nach Israel!
 Diesen König müssen wir unbedingt sehen!

BALTH.:    Wir bringen ihm Geschenke mit.
 Er soll wissen, dass wir uns auf ihn freuen.

MEL.:      Halt! Nicht so schnell! 
           Wie wollt ihr ihn denn finden?

CASPAR:    So groß ist Israel nicht.
 Außerdem finden wir ihn ganz einfach!
 (zeigt auf den Stern)

MEL.:      (Guckt ihn fragend an)

CASPAR:    (Zeigt ganz deutlich auf den Stern)

MEL.:      Was? Was soll das bedeuten?
 (äfft die Geste nach)

BALTH.:    Du bist heute aber ganz schön schwer von Begriff!
 (lacht) Und du willst ein Weiser sein?

MEL.:      (äfft ihn nach) 
           Ha, ha, ha.
 (eingeschnappt)
 Man kann weise sein
 und trotzdem manchmal nichts kapieren.

CASPAR:    (versöhnlich)
 Ich habe auf den Stern gezeigt.        
 Der Stern geht uns voran.
 Er wird uns führen.

MEL.:      (schlägt sich gegen die Stirn)
 Genial! Dass ich nicht selbst darauf gekommen bin!
 (ruft laut, nach hinten)
 Diener! Sattelt unsere Kamele!

(CASPAR, MELCHIOR und BALTHASAR gehen von der Kanzel hinter den Altar)


2. SZENE: Die Wirte reiben sich die Hände

(WIRT 1, WIRT 2, und WIRT 3 treten auf, alle drei mit Schürzen und hochgekrempelten Ärmeln. Sie sehen sehr zufrieden aus)

WIRT 1:    (Guckt und zeigt in die Gemeinde)
 Habt Ihr die vielen Leute gesehen?

WIRT 2:    (reibt sich die Hände)
 Das wird ein Geschäft dieses Jahr!

WIRT 3:    Mein Gasthaus ist schon ausgebucht!

WIRT 2:    Wir haben sogar unser Schlafzimmer vermietet!

WIRT 3:    Gute Idee! Aber wo schlaft ihr?

WIRT 2:    An Schlaf ist doch sowieso nicht zu denken.
 Wir machen abwechselnd ein Nickerchen im Sessel.

WIRT 1:    Wir haben die Preise verdoppelt.

WIRT 3:    Wir hätten den dreifachen Preis nehmen sollen!

WIRT 1:    Sei doch nicht so gierig!

WIRT 2:    Was soll nur mit den vielen Leuten werden,
 die kein Zimmer mehr finden?
 Die können doch nicht auf der Straße schlafen!

WIRT 3:    Unser Bürgermeister hat gesagt:
 Wir schaffen das!
 Soll er doch sehen, wo er den Platz hernimmt.

WIRT 1:    Wartet! Wir haben doch alle einen Dachboden.

WIRT 3:    Den vermieten wir zum halben Preis …

WIRT 1:    also zum vollen normalen Preis …

WIRT 2:    (reibt sich die Hände)
 Das wird ein Geschäft dieses Jahr!


3. SZENE:    Kein Raum in der Herberge

(MARIA und JOSEF treten auf)

JOSEF:     Wir sind da. Wir haben es geschafft.

MARIA:     Ein Glück! Ich kann nicht mehr!

JOSEF:     Jetzt brauchen wir bloß noch ein Zimmer …

MARIA:     Oh ja! Eine Dusche und ein weiches Bett!
 Wie ich mich danach sehne.

JOSEF:     Hast du gerade "Dusche" gesagt?

MARIA:     Ja! Ich will mir einen ganzen Eimer
 warmes Wasser über den Kopf gießen,
 um den Staub der Straße von mir abzuduschen.

JOSEF:     (geht zur rechten Seite)
 Hier ist die erste Herberge.
 Eigenartig … die Tür ist verschlossen …
 Na, ich klopfe trotzdem mal an.
 (klopft)

WIRT 1:    Guten Abend und Auf Wiedersehen!
 Wir sind ausgebucht.

JOSEF:     Was heißt das, "wir sind ausgebucht"?

WIRT 1:    Wir sind voll, kein Platz mehr.
 (WIRT 1 ab)

JOSEF:     Oh.

MARIA:     Was ist, Josef?

JOSEF:     In dieser Herberge gibt es kein Zimmer für uns.
 Aber da vorn ist ja schon die nächste!
 (geht zur linken Seite)
 Komisch … die Tür ist auch zu …
 Sie wird doch nicht auch …

MARIA:     Was ist, Josef?

JOSEF:     Ach, nichts … 
           Ich sagte: Ich klopfe gleich mal an.
 (klopft)

WIRT 2:    Hallo und Tschüss! Hier gibt es kein Zimmer mehr.

JOSEF:     Aber das kann doch nicht sein!
 Wo sollen wir denn heute Nacht bleiben?
 (zeigt auf Maria)
 Sehen Sie meine Frau: Sie bekommt ein Kind!

WIRT 2:    Tut mir leid, ehrlich!
 Wir haben sogar unser Schlafzimmer vermietet.
 Nichts zu machen.
 Ich würde ja gerne helfen, aber ich kann nicht.
 Fragt den Bürgermeister!
 (WIRT 2 ab)

(Josef lässt den Kopf hängen)

MARIA:     Josef? Was ist denn los?
 Warum siehst du so traurig aus?

JOSEF:     Es ist kein Zimmer mehr frei.
 Wo sollen wir denn heute Nacht bleiben?
 Und was, wenn das Kind heute Nacht geboren wird?
 Was soll ich nur machen?

MARIA:     (zeigt auf den Altar)
 Komm, da ist noch eine Herberge.
 Versuchen wir es da!

JOSEF:     (klopft)

WIRT 3:    Guten Abend.

JOSEF:     Sie sind unsere letzte Rettung!
 Wir brauchen ganz dringend ein Zimmer.
 Meine Frau ist schwanger und …

WIRT 3:    (unterbricht)
 Es tut mir schrecklich leid!
 Ihr wart wohl schon bei den anderen Herbergen?

(MARIA und JOSEF nicken)

 Tja, hier ist leider auch alles belegt.
 Wir haben wirklich getan, was wir konnten.
 Aber jetzt haben wir keine einzige Decke
 und keinen Zentimeter Platz mehr.

JOSEF:     (verzweifelt)
 Aber das geht nicht!
 Das kann doch nicht sein!
 Wir können doch nicht auf der Straße übernachten!

WIRT 3:    Also, eine Idee hätte ich noch …
 Wenn es euch nichts ausmacht,
 in einem Stall zu übernachten …

MARIA:     Ich habe mich so auf eine Dusche
 und ein weiches Bett gefreut,
 aber in der Not tut's auch ein Stall.

WIRT 3:    Dann könnt ihr in meinem Stall übernachten.
 Er ist dort drüben.
 (zeigt auf die rechte Seite)
 Da habt ihr es wenigstens warm.

(WIRT 3, MARIA und JOSEF ab)

Lied EG 48,1-3 : Kommet, ihr Hirten


4. SZENE:  Die Hirten bekommen Besuch

HIRTE 1:   Ganz schön einsam hier draußen.

HIRTE 2:   In Bethlehem ist jetzt sicher was los.
 All die vielen Leute,
 die aus fernen Ländern nach Hause gekommen sind!

HIRTE 3:   Ich wäre gern dabei.
 Was die erzählen können!
 Das ist besser als Fernsehen!

HIRTE 2:   Hast du gerade "Fernsehen" gesagt?

HIRTE 3:   Ich meinte: "In die Ferne sehen".
 Das ist das einzige, was wir hier tun können.

HIRTE 2:   Hier gibt's aber nichts zu sehen. 
           Es ist Nacht.

HIRTE 1:   (träumerisch)
 Wenn Gäste kommen, gibt es immer viel zu essen.

HIRTE 2:   (fängt auch an zu träumen)
 Und viel zu trinken auch. 
 Ach, der süße Wein …!

HIRTE 3:   (zeigt in die Gemeinde)
 Aber wir müssen hier draußen auf die Schafe aufpassen.

HIRTE 1:   Hier ist doch nichts los.
 Die Schafe können ganz gut auf sich selbst aufpassen.

HIRTE 2:   Aber wenn ein Wolf kommt!

HIRTE 3:   Sag bloß sowas nicht!
 Ich habe Angst vor Wölfen!

HIRTE 2:   Oder Räuber, die die Schafe stehlen wollen.
 In Nächten wie diesen klauen sie ganz besonders gern!

HIRTE 3:   Du machst mir Angst!
 Erst Wölfe! Und jetzt auch noch Räuber!

(Die Engel treten auf)

HIRTE 1:   (zeigt auf die Engel)
 Seht mal, was ist das denn?

HIRTE 3:   (versteckt sich hinter Hirte 2)
 Hilfe, die Räuber! Die Räuber kommen!

ENGEL 1:   Fürchtet euch nicht!

ENGEL 2:   Siehe, ich verkündige euch große Freude,
 die allem Volk widerfahren wird!

ENGEL 3:   Euch ist heute der Heiland geboren,
 welcher ist Christus, der Herr, 
 in der Stadt Davids.

ENGEL 1:   Und das habt zum Zeichen:
 Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt
 und in einer Krippe liegen.

ENGEL 1,2+3: Ehre sei Gott in der Höhe
 und Friede auf Erden
 bei den Menschen seines Wohlgefallens.

(Engel drehen sich um)

HIRTE 3:   (kommt hinter Hirte 2 hervor)
 Halt! Wartet, bitte! Seid ihr Engel?

ENGEL 1:   Ja, wir sind Engel.

HIRTE 3:   Ich habe euch nicht verstanden.
 Redet ihr immer so komisch?

ENGEL 2:   Heute ist der Messias geboren.

ENGEL 3:   Der Sohn Gottes,
 der der Welt Frieden und Gerechtigkeit bringt.

ENGEL 1:   Gott wird ein Mensch, wie ihr.

ENGEL 2:   Ihr seid die ersten, die es erfahren.

ENGEL 3:   Ihr sollt zum Messias gehen,
 ihn sehen und allen Menschen von ihm erzählen.

HIRTE 2:   Wo finden wir den Messias?

ENGEL 3:   Bethlehem ist die Stadt, aus der König David stammt.
 Dort wurde der Messias geboren

ENGEL 2:   Der Messias wurde nicht in einem Palast geboren,
 auch nicht in einem Haus, sondern in einem Stall.

ENGEL 1:   Darum liegt er in einer Krippe.

ENGEL 3:   Geht nun. Friede sei mit euch.

(Die Engel gehen)

HIRTE 3:   Was sollen wir denn jetzt machen?

HIRTE 1:   Nach Bethlehem gehen, wie der Engel gesagt hat.

HIRTE 3:   Aber wir können doch die Schafe nicht allein lassen!
 Was, wenn ein Wolf kommt? Oder Räuber?

HIRTE 1:   Die Schafe können ganz gut auf sich selbst aufpassen.
      Wir haben einen Auftrag. Von Gott.
 Meint ihr nicht, dass das wichtiger ist?

HIRTE 2:   Ich finde auch, wir sollten gehen.
 Irgendwie habe ich das Gefühl,
 dass den Schafen heute Nacht nichts Böses passieren wird.
 (zeigt in die Gemeinde)
 Sie sehen alle so friedlich aus …
 (Hirten gehen ab)

LIED EG 55 (1-3) O Bethlehem, du kleine Stadt


5. SZENE: Die Hirten finden das Kind

(MARIA und JOSEF sitzen an der Krippe. Die Hirten kommen)

HIRTE 1:   Hier ist der Stall. Hier muss es sein.

HIRTE 2:   (zeigt auf MARIA und JOSEF)
 Da sind die Eltern.
 (zu MARIA und JOSEF)
 Friede sei mit euch!

JOSEF:     Friede sei mit dir!
 Sucht ihr auch noch einen Platz zum Schlafen?
 Meine Frau hat gerade ein Kind bekommen.
 Wenn ihr leise seid, könnt ihr hier mit übernachten.

HIRTE 3:   Wir sind Hirten.
 Wir übernachten draußen, bei unseren Schafen.
 Aber wir haben unsere Schafe im Stich gelassen
 und sind gekommen, weil ein Engel uns geschickt hat.

MARIA:     Ein Engel?

HIRTE 3:   Ja. Er hat gesagt,
 dass heute Gottes Sohn in einem Stall geboren wird,
 und dass wir ihn sehen
 und allen Menschen von ihm erzählen sollen.

HIRTE 2:   Dürfen wir das Kind sehen?

MARIA:     Ja, gern. Es heißt Jesus.

(HIRTE 1, HIRTE 2, HIRTE 3 gehen zur Krippe, schauen hinein)

HIRTE 1:   Willkommen, Jesus.
 Wir sind froh, dass du da bist.
 Du wirst der Welt Frieden und Gerechtigkeit bringen.

HIRTE 3:   Wenn du König sein wirst, Jesus,
 dann denke bitte auch an uns Hirten.

HIRTE 2:   Ist er nicht süß?
 So ein kleines Kind ist ein Wunder!


6. SZENE: Die Könige kommen

(CASPAR, MELCHIOR und BALTHASAR stehen mit Geschenken vor dem Altar)

CASPAR:    Komisch. Der Messias ist doch ein König, oder?

MEL.:      Ja, habe ich euch doch vorgelesen:
 “Der Messias ist ein König,
 der gerecht sein
 und ein Reich des Friedens bringen wird.”

CASPAR:    Aber als wir bei König Herodes waren,
 wusste der nichts von einem Königssohn.

BALTH.:    König Herodes war ganz komisch zu uns.

MEL.:      Ja, so … hintenrum und … irgendwie schleimig.

BALTH.:    Ich hab euch ja gesagt, dass wir da falsch sind.
 Der Stern zeigte auf dieses kleine Dorf hier.

CASPAR:    Aber ein König - in einem Dorf?

MEL.:      (zeigt auf den Stall)
 Jedenfalls steht der Stern über diesem Stall dort.

BALTH.:    Dann muss der König dort sein.

CASPAR:    Worauf wartet ihr? Gehen wir hinein!

(CASPAR, MELCHIOR und BALTHASAR gehen zur Krippe, legen ihre Geschenke davor nieder und knien sich hin)

LIED EG 52,1-4: Wisst ihr noch, wie es geschehen