Freitag, 13. März 2020

Corona-Andacht

Andacht zu Psalm 25,3:

Niemand gerät in Schande, wenn er seine Hoffnung auf dich setzt.


Zum Glück sind wir nicht abergläubisch,
sonst müssten wir uns heute, am Freitag den Dreizehnten, Sorgen machen.
Sorgen haben wir auch ohne Freitag den Dreizehnten genug.
Neben all den vielen privaten Sorgen
um die Gesundheit, um Menschen, die uns am Herzen liegen,
neben den Dauersorgen wie dem Klimawandel,
der Not der Flüchtlinge und dem Hass in unserer Gesellschaft
ist es das Coronavirus, das uns zur Zeit die größten Sorgen bereitet.

Es kommt über uns wie eine Flutwelle,
und genau wie eine Flutwelle trifft es seine Opfer wahllos -
selbst, wenn man noch so gut vorgesorgt hat,
sich noch so sehr vorsieht -
und nimmt keine Rücksicht darauf,
ob es uns gerade terminlich passt, dass es kommt.
Es nimmt keine Rücksicht darauf,
dass man sich eine Krankheit nicht leisten kann.
Und es betrifft ausnahmslos alle,
wenn Kindergärten und Schulen geschlossen werden müssen,
Krankenhäuser überfüllt
und die Ärztinnen und Pflegenden am Ende ihrer Kräfte sind,
wenn man die Kranke oder alte Menschen besser nicht mehr besucht,
damit sie nicht vom Virus angesteckt werden,
bevor vielleicht ein Gegenmittel gefunden ist.

Denn darum geht es bei allen Bemühungen und Einschränkungen:
Zeit zu gewinnen, um ein Gegenmittel gegen das Virus zu finden.
Damit die, deren Leben durch eine Infektion bedroht wäre,
geschützt werden können.
Und damit in den Krankenhäusern nicht eine solche Not herrscht,
dass entschieden werden muss,
wer behandelt werden kann und wer todgeweiht ist,
weil für ihn kein Bett und kein Pflegepersonal zur Verfügung steht.

Kann in einer solchen Lage das Psalmwort trösten:
„Niemand gerät in Schande, wenn er seine Hoffnung auf dich setzt“?

Im Internet fand ich die Predigt eines amerikanischen Pastors,
der sagte, die Amerikaner bräuchten sich keine Sorgen wegen des Virus zu machen,
denn Gott würde sie schützen,
weil sie einen so guten und frommen Präsidenten hätten.

Über die Frömmigkeit des amerikanischen Präsidenten maße ich mir kein Urteil an.
Aber ich habe meine Zweifel, ob man dieses Psalmwort so wörtlich verstehen darf,
dass einen das Vertrauen auf Gott aus allen schlimmen Situationen befreit.
Es ist ja doch auch recht eigenartig,
dass die Hoffnung auf Gott ausgerechnet vor Schande schützt -
als hätte man nichts schlimmeres zu befürchten,
als sich schämen zu müssen.
Schämen, weil man aufs falsche Pferd gesetzt,
Warnungen in den Wind geschlagen,
die Sache nicht so ernst genommen hat, wie sie es verdient.

Wer auf Gott hofft, wird nicht beschämt,
weil das Hoffen auf Gott mehr ist,
als die eigenen Schäflein ins Trockene zu bringen.
Mehr als die Sorge um die Umsätze und Profite der Wirtschaft,
oder bei einem Fußballspiel im Stadium dabei zu sein.
Das Hoffen auf Gott ist ein Hoffen auf seine Gerechtigkeit.
Diese Gerechtigkeit gilt besonders den Schwachen,
denen, die auf Rücksichtnahme und Hilfe angewiesen sind,
denen, die gesellschaftlich abgehängt oder ausgegrenzt werden,
und nicht denen, die sowieso schon mehr als genug haben.

Durch Hoffen auf Gott wird man nicht beschämt,
weil es dabei nicht zuerst und allein um eine*n selbst geht,
sondern die Sorge um die Mitmenschen einschließt.
Und vor allem, weil es sich ein gutes Leben
nicht ohne die anderen vorstellen kann.

Wer sich auf Gott verlässt,
wird trotzdem manchmal verlassen sein -
aber nicht von Gott.
Wer sich auf Gott verlässt,
wird sich trotzdem anstecken,
wird trotzdem Leid und Schicksalsschläge erleben.
Aber weil er seine Mitmenschen nie vergessen hat,
wird er selbst nicht vergessen sein,
wird Trost, Hilfe und Unterstützung finden und erfahren.

Und am Ende, beim Rückblick auf sein Leben,
wird so jemand sich nicht schämen müssen,
weil er nur an sich gedacht hat.


EG 412,1-2+4+8 So jemand spricht


So jemand spricht: „Ich liebe Gott“, und hasst doch die Geschwister,
der treibt mit Gottes Wahrheit Spott und reißt sie ganz darnieder.
Gott ist die Lieb und will, dass ich die Nächsten liebe gleich als mich.

Wer dieser Erde Güter hat und sieht Geschwister leiden
und macht die Hungrigen nicht satt, lässt Nackende nicht kleiden,
der ist ein Feind der ersten Pflicht und hat die Liebe Gottes nicht.

Wir haben einen Gott und Herrn, sind eines Leibes Glieder,
drum dienen deinen Nächsten gern, den Schwestern und den Brüdern.
Gott schuf die Welt nicht bloß für mich, mein Nächster ist sein Kind wie ich.

Ein unbarmherziges Gericht wird über den ergehen,
der nicht barmherzig ist, der nicht die rettet, die ihn flehen.
Drum gib mir, Gott, durch deinen Geist ein Herz, das dich durch Liebe preist.